Atelier Gespräch: Frankenstein – Forscher, Rebell, Revolutionär, Monster, Narr
In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg
10. Oktober 2022 | 18.00 Uhr | Säulenfoyer, Schauspielhaus Salzburg | Erzabt-Klotz-Straße 22
Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Chefdramaturg und Regisseur Jérôme Junod, der Bühnenbildnerin Isabel Graf, dem Musiker Bernhard Eder und Univ.-Prof. Dr. Arne Bathke (Dekan der Fakultät für Digitale und Analytische Wissenschaften, Universität Salzburg)
Mit Vorstellung danach um 19.30 Uhr | Kartenreservierung: Schauspielhaus Salzburg
Weitere Vorstellungen: 5.10. / 6.10. / 8.10. / 10.10. / 11.10. / 12.10. / 14.10. / 15.10. /16.10. / 18.10. / 21.10. / 22.10.
Dass Mary Shelleys Roman Frankenstein (1818) theatertauglich ist, beweisen schon frühe melodramatische Bearbeitungen, die ohne Rücksicht auf Werktreue vor allem eines bezweckten: Sensation, Spektakel, Unterhaltung. Seit Postmoderne, Feminismus und Fantastikforschung den Roman in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ‚entdeckten‘ und dem großen Kanon der Weltliteraturzuschrieben, wurde an den ‚modernen Prometheus‘, so der Untertitel, eine schier unerschöpfliche Bandbreite an formalästhetischen, philosophischen und gesellschaftlichen Fragen herangetragen. Aus den wuchernden Erkenntnissen und der zeitlosen Aktualität des Stoffs dürfte sich auch Jérôme Junods Regiekonzept für die Produktion am Schauspielhaus Salzburg speisen. Wer ist dieser Frankenstein, der besessen von der Idee des künstlichen Menschen eine Kreatur aus Leichenteilen zusammenflickt und davonrennt, als das Monster die Augen öffnet, sich weigert, ihm ein Weib zu erschaffen, und, nachdem er den längsten Teil des Romans damit beschäftigt ist, die namenlose, ihm geistig wie körperlich überlegene Kreatur wieder loszuwerden, monströser erscheint als das eigentliche Monster, das nicht per se böse, sondern Opfer gesellschaftlicher Ausgrenzung ist? Der Roman mit seiner überaus komplexen Erzählstruktur aus der Feder einer knapp neunzehnjährigen Frau ist existentiell, ästhetisch, und politisch eine radikale Herausforderung für die Bühne und für die Gesellschaft.