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Das Handy als Taschenlampe. Und andere kreative Zweckentfremdungen

Die Doktorandin Alina Krischkowsky untersucht, warum Menschen interaktive Technologien oft anders verwenden als gedacht. Das Doktoratskolleg „Gesund Altern“ gibt Impulse.

Schicken Sie sich selber manchmal eine Email um etwas zu dokumentieren? Oder tricksen Sie die 140 Zeichen Regel bei Twitter aus, indem sie Screenshots von längeren Textpassagen machen und diese dann als Bild über den Dienst versenden? Fast jeder und jede hat schon einmal das Smartphone als Taschenlampenersatz verwendet.

Lauter Beispiele für „Technology Appropriation“, wie Fachleute dieses Phänomen nennen. Nutzer und Nutzerinnen entwickeln im Alltagsgebrauch von interaktiven Technologien eben ihre ganz eigenen Praktiken, für ihre persönlichen Bedürfnisse und Anforderungen. Diese stehen oft im Gegensatz zu den von Designern und Entwicklern intendierten Nutzungsweisen.

„Meine Forschung beschäftigt sich unter anderem mit unterschiedlichen Aneignungsstrategien von älteren Menschen. Ein besseres Verständnis von Technology Appropriation bei Senioren und Seniorinnen kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, das Design von interaktiven Technologien besser an die individuellen Bedürfnisse älterer Menschen anzupassen“, sagt Alina Krischkowsky, Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Center for Human-Computer Interaction bzw. am Fachbereich Computerwissenschaften der Universität Salzburg. Hier erforschen Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen wie Menschen mit Computern umgehen.

Schlaue Lösungen finden – das interessiert die 29jährige Soziologin, die auch passionierte Gerätetaucherin ist. Dass ihre Dissertation eher theoretischer Natur ist, hat mit dem Anspruch zu tun, das völlig zersplitterte Forschungsfeld der „Technology Appropriation“ erstmals systematisch zu erfassen. Doktorvater Professor Manfred Tscheligi ist dabei eine große Stütze, sagt Krischkowsky. Er helfe ihr, die „Komplexität der Thematik aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten“.

Jetzt wird das Feedback verstärkt. Nicht nur für Alina Krischkowsky, sondern für alle Doktoranden. Im Zuge der Qualitätsentwicklung des Doktoratsstudiums hat die Universität Salzburg im Wintersemester 2016/17 fünfzehn neue Doktoratskollegs implementiert, Ausbildungszentren, in denen sich Doktoranden und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachgebieten vernetzen. Nach dem Motto: Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer. Mit der neuen Betreuungsinfrastruktur will die Universität den Weg der Jungforscher/innen für eine wissenschaftliche Karriere bestmöglich vorbereiten.

Alina Krischkowsky ist im Doktoratskolleg „Gesund Altern“ dabei und freut sich nun in der letzten Phase ihrer Arbeit – sie will die Dissertation Ende des Jahres 2017 abschließen – auf Anregungen von Forschern aus der Biologie, Psychologie, Erziehungs-, Kommunikations-, Rechts- und Sportwissenschaft. „Es ist spannend, wenn die eigene Sichtweise hinterfragt und erweitert wird.“

Leiter des Kollegs „Gesund Altern“ ist der Alternsforscher Professor Günter Lepperdinger. „Altern hat viele Aspekte und die Alternsforschung soll sich mit möglichst vielen Themen auseinandersetzen, muss diese aber auch zusammenführen. Genau das ist das Ziel des Kollegs, umso besser umsetzbare und leistbare Lösungen für Gesundes Altern entwickeln zu können.“

Foto: © Neumayer/LEO