Islamismus in Palästina | Eine Nachlese
Profundes Hintergrundwissen und kenntnisreiche Analyse der Lage: Gudrun Krämers Vortrag „Islamismus in Palästina: Die Muslimbrüder, Hamas und ihre Gegner“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät der PLUS.
Die zahlreichen Zuhörer des von Religious Studies und Pro Oriente organisierten Vortrags am 11. April 2024 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Paris Lodron Universität (PLUS) wurden von Gudrun Krämer von der Freien Universität Berlin gekonnt über die schmale Brücke differenzierter Betrachtung geführt. Ausgehend von historischen Hintergründen des Islamismus durch die Gründung der Muslimbruderschaft in Ägypten durch Hasan al-Banna erläuterte Krämer die verschiedenen Differenzierungen der Bewegung bis hin zur Hamas.
Deutlich wurde, wie sich die gegenüberstehenden Größen Israel und Palästina im Laufe der jüngeren Geschichte einerseits durch gezielte Provokationen herausforderten und so die Spirale der Gewalt immer wieder neu entfachten, andererseits aber auch in ihren Forderungen oft bis in einzelne Formulierungen hin kopierten. So sprechen beide Seiten zuweilen von einem „von Gott vermachten Land“, das dann „auf ewig“ von der jeweiligen Seite „verwaltet werden“ muss und sich „from the river to the sea“ (d.h. vom Jordan bis zum Mittelmeer) erstrecke. Eigentlich eine Pattsituation für Friedensbemühungen.
Wie das Massaker vom 7. Oktober 2023 und die Intervention Israels in Gaza sich letztlich auswirken wird, könne man noch nicht sagen, so Krämer. Eine Eskalation der Gewalt als Reaktion auf Gewalt sei aber in der Vergangenheit oft eine Grundlage für terroristisch und gewaltbereit agierenden Widerstand auf beiden Seiten gewesen. Dennoch, so unterstreicht Krämer, gab und gibt es Menschen, die sich auf beiden Seiten dafür einsetzen, bereits begonnene Friedensfäden, wie etwa der Oslo-Prozess ab 1993, wieder aufzunehmen.