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Salzburger Vorlesung am 05. Mai: Wissenschaft braucht Kommunikation

Die Pandemie war für die Wissenschaft ein Turbo, in vielerlei Hinsicht. Welche Lehren daraus für die Zukunft zu ziehen sind, hat das Podium der Salzburger Vorlesung „Die Zukunft der Wissenschaft: Zwischen Autonomie und gesellschaftlichem Auftrag“ ausgelotet.

Wissenschaft schafft Wissen, soll reproduzierbar und objektiv sein sowie im Idealfall etwas Wertvolles bewirken. Dieses Grundverständnis war vor dem Hintergrund der Pandemie zu erneuern und hat den Universitäten einen Turbo in vielerlei Hinsicht verschafft. Darin waren sich die Teilnehmer*innen auf dem Podium der Salzburger Vorlesung „Die Zukunft der Wissenschaft: Zwischen Autonomie und gesellschaftlichem Auftrag“ im Rahmen des 400-Jahr-Jubiläums der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) einig. „Wissenschaftler standen als Erklärer für die Gesellschaft und die Politik in der Öffentlichkeit und hat grosso modo die Aufmerksamkeit während der Pandemie genützt“, sagte Werner Faßmann, designierter Präsident der Akademie der Wissenschaften. Die vergangenen zwei Jahre hätten aber auch eine gewisse Wissenschaftsskepsis offenbart, nämlich insofern, „dass sie ein generelles Unwissen über Naturwissenschaften in der breiten Bevölkerung gezeigt haben. Die Menschen können nicht zwischen Glauben und Wissen unterscheiden“, sagte die Biochemikerin Renée Schröder. Und sie seien sich zu wenig bewusst, dass die Wissenschaft der Wahrheit immer näher kommen will, sich aber auch oft irren kann. „Wissenschaft weiß nie, wo es lang geht, sie ist komplex und voller Möglichkeiten auf viele Antworten. Am Ende kommt es darauf an, was man mit dem Wissen macht“, erläuterte Elisabeth Gutjahr, Rektorin der Universität Mozarteum Salzburg. Die Frage sei, wie man durch seine Kompetenz handlungsfähig wird und in der Gesellschaft etwas bewirken kann.

Um in der Gesellschaft überhaupt anzukommen, braucht es eine gute Wissenschaftskommunikation. „Es ist eine große Herausforderung, den Prozess der Wissenserfahrung klar zu machen“, sagt Rektor Lehnert. Und das sei vor allem in Anbetracht von Fake News ein wichtiges Thema: „Wissenschaft ist immer langsamer, weil sie fundierter arbeitet als die Produzenten von falschen Fakten. Etwas zu widerlegen, braucht Zeit.“ Werner Faßmann verglich den wissenschaftlichen Zeitfaktor mit jenem der Politik. Sie agiere grundsätzlich gegenwartsbezogen, während die Wissenschaft langfristig ausgerichtet sein. Und wenn es um Finanzierungen gehe, müssten Wissenschaftler eben begründen, was Forschung der Gesellschaft bringen kann. Faßmann sprach von zwölf Milliarden Euro, die in Österreich jährlich in Forschung und Entwicklung investiert werden: „Zwei Drittel davon kommen aus dem privaten Bereich.“ Daran sei so lange nichts verwerflich, als man im Vorfeld gewisse Standards definiere, beispielsweise wem die Ergebnisse von Forschung gehörten, wo sie veröffentlicht würden und was die Universität davon habe. Was die Universitäten an Bundesmittel bekämen, helfe allerdings nur, den Betrieb aufrecht zu erhalten. „Und nun kommen uns auch noch die Energiepreise in die Quere“, erläutert Rektor Lehnert. Zusätzlich wird der Wettbewerb unter den Universitäten um Studierende zunehmend härter. „Die Standorte haben an Bedeutung gewonnen, auch ob Kooperationen vor Ort möglich sind“, sagte Schmidinger. Rankings werden ebenfalls immer wichtiger. „Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität befindet sich unter den Top 100 weltweit“, zeigte sich deren Rektor Wolfgang Sperl stolz.

Über die Zukunft der Wissenschaft machte sich das hochkarätig besetzte Podium an diesem Abend keine Sorgen, die Faszination der Wissenschaft lasse sich nicht so leicht ersticken. Und doch müsse man darauf achten, dass die Ganzheitlichkeit eines Studium, auch die Persönlichkeitsbildung noch möglich sei. „Durch den Bologna-Prozess haben sich die Curricula in Richtung Leistung verändert. Die Studierenden werden viel rascher als früher prüfungsaktiv, was dazu führt, dass sie kaum noch Lehrveranstaltungen anderer Fakultäten besuchen. Wir versuchen, dem durch Wahlveranstaltungen entgegenzuwirken“, sagt Lehnert. Auch die Schaffung der neuen Fakultät für Digitale und Analytische Wissenschaften soll dazu beitragen, dass sich verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten. Denn auch darin waren sich die Diskussionsteilnehmer*innen einig: Der Interdisziplinarität gehört die Zukunft der Wissenschaft.

05 Mai: Salzburger Vorlesung „Die Zukunft der Wissenschaft: Zwischen Autonomie und gesellschaftlichem Auftrag“
Foto: © Kolarik | v.l.n.r.: Barbara Weisl (ORF), Heinrich Schmidinger (ehemaliger Rektor PLUS), Wolfgang Sperl (Rektor PMU), Reneé Schröder (Biochemikerin), Elisabeth Gutjahr (Rektorin Universität Mozarteum), Heinz Faßmann (designierter Präsident der Akademie der Wissenschaften), Hendrik Lehnert (Rektor PLUS), Karl Kern (ORF)

05 Mai: Salzburger Vorlesung „Die Zukunft der Wissenschaft: Zwischen Autonomie und gesellschaftlichem Auftrag“

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Foto: © Kolarik | v.l.n.r.: Heinrich Schmidinger, ehemaliger Rektor PLUS, Wolfgang Sperl, Rektor PMU, Reneé Schröder, Biochemikerin, Elisabeth Gutjahr, Rektorin Universität Mozarteum, Heinz Faßmann, designierter Präsident der Akademie der Wissenschaften, Hendrik Lehnert, Rektor PLUS