News

Theologin und Ordensfrau Ivoneide Viana de Queiroz erhält Erwin-Kräutler-Preis

Preis für Dissertation an Ordensfrau aus Südamerika 

  Link

SALZBURG (eds) / Am vergangenen Donnerstagabend wurde in der Theologischen Fakultät der Paris Lodron Universität Salzburg zum siebten Mal der Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie und interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung verliehen. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an die Theologin und Ordensfrau Ivoneide Viana de Queiroz aus Brasilien für ihre Dissertation zum Leben von Ordensfrauen zwischen 1970 und 2020.

In seiner Laudatio sagte Christian Tauchner vom Steyler Missionswissenschaftlichen Institut: „Queiroz besinnt sich auf Geschichte und schaut auf fünf Jahrzehnte der Kirchenentwicklung im Amazonasgebiet vor allem Brasiliens zurück“.

Der Namensgeber des Preises, Bischof Erwin Kräutler, war in der Amazonasregion jahrzehntelang tätig. Der Verleihung konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht beiwohnen.

Ökologie, Klimaschutz und Bewahrung der Schöpfung hat befreiendes Potenzial      

In ihrer Dissertation setzt sich die Preisträgerin Viana de Queiroz mit dem Engagement von Ordensfrauen im Amazonasgebiet auseinander. Der Titel ihrer Arbeit lautet: „Das Leben von Ordensfrauen in Amazonien zwischen 1970 und 2020: Beiträge zu einer Kirche mit einem amazonischen Antlitz und einer integralen Ökologie“.

2023 promovierte sie mit dieser Arbeit zur Doktorin der Theologie (Päpstlichen Universität Paraná in Curitiba, Brasilien). In ihrer Studie verknüpft Viana de Queiroz die Fragen der Missions- und Pastoraltheologie mit feministischer und dekolonialer Forschung sowie der großen Herausforderung der Ökologie.

„Ökologie, Klimaschutz, theologisch gesprochen die Bewahrung der Schöpfung, ist ein globales Thema und eine globale Herausforderung“, sagte Dietmar W. Winkler, der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät in seiner Begrüßungsansprache.

Mitinitiator des Erwin-Kräutler-Preises Franz Gmainer-Pranzl, Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen und einer der Initiatoren, sagte: „Der christliche Glaube hat ein befreiendes Potenzial. Schwester Ivoneide Viana de Queiroz hat in ihrer Dissertation einen Aspekt der befreienden Botschaft reflektiert. Hier hat sie etwas dazu beigetragen, was uns nachdenklich macht und uns vor allem Zuversicht gibt.“

Laudator Christian Tauchner SVD zitierte die Preisträgerin aus ihrer Dissertation: „Das Ordensleben der Frauen bewegt sich weiterhin zwischen Patriachat und Emanzipation der Frauen auf der Suche nach einer gerechten und egalitären Gesellschaft und auf der Suche nach einer synodalen, inklusiven und aufgeschlossenen missionarischen Kirche mit dem Wunsch, offen zu bleiben für die Zeichen der Zeit und neue Missionswege.“

Die Preisträgerin Viana de Queiroz bedankte sich für die Auszeichnung: „Den Erwin-Kräutler-Preis zu erhalten ist eine sehr große Ehre und löst eine große Freude in mir aus. Dom Erwin ist ein prophetischer Missionar, der in Amazonien zum Kampf für die ursprünglichen Bewohner, für die soziale Frage und für Mutter Erde in ihrer ganzen Biodiversität beiträgt.“

Die fünfköpfige Jury erklärte in ihrer Begründung der Vergabe des Preises an Viana de Queiroz: „Die Frage, die in dieser Arbeit letztlich verhandelt wird, ist für die Amazonasregion und die gesamte Menschheit von vorrangiger Bedeutung: Wie ist ein gutes Leben für alle möglich? Diese Dissertation ist ein weiteres Beispiel für die ungebrochene Aktualität eines befreiungstheologischen Zugangs zur Welt von heute“.

Über die Preisträgerin Ivoneide Viana de Queiroz

Frau Viana de Queiroz wurde am 18. Oktober 1965 in einer kleinen Stadt im Landesinneren von Pernambuco, Brasilien, geboren. Sie stammt aus einer christlichen Familie und hat acht Geschwister. Sie studierte Betriebswirtschaft an einer öffentlichen Schule und Pädagogik am Stella Maris College der Franziskanerinnen von Maria Stern (Maristella). Im Alter von 20 Jahren trat sie in die Ordensgemeinschaft ein und widmete sich ihrer religiösen Ausbildung in Olinda und Recife, wo sie auch Philosophie und Theologie studierte. 2015 schloss sie ihr Theologiestudium mit dem Master (Schwerpunkt Missionswissenschaft) am Institut für Höhere Studien in São Paulo ab. 2023 promovierte sie an der Päpstlichen Katholischen Universität von Paraná in Systematischer Pastoraler Theologie. Außerdem absolvierte sie im Jahr 2021 eine Spezialisierung in Stadtökologie am Internationalen Universitätszentrum UNINTER.

In der Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Maristella war sie Koordinatorin des Dienstes für Berufungsanimation, Koordinatorin des schulischen Religionsunterrichts, Religionslehrerin, Begleiterin der Juniorinnen, Provinzoberin und Generalrätin. In der Konferenz der Ordensleute Brasiliens (CRB) war sie Regionalassessorin (Region Recife) und Mitglied des Nationalen Direktoriums. Derzeit ist sie Mitglied des Kernthemas Frau von REPAM (Kirchliches Panamazonisches Netzwerk), des Nukleus der Neuen Ämter, Frauen, Dienste und Charismen von CEAMA (Kirchenkonferenz Amazoniens). Sie ist Laudato-si‘-Animatorin der Laudato-si‘-Bewegung und Koordinatorin der Region Nord II der Konferenz der Franziskanischen Familie Brasiliens (CFFB). Seit 2012 lebt sie im Bundesstaat Pará, im brasilianischen Amazonasgebiet (Belém – Santarém – Belém).

Über den Erwin-Kräutler-Preis

Der Namensgeber des Preises, Erwin Kräutler aus Vorarlberg, war von 1981 bis 2015 Bischof von Altamira am Xingu im Nordosten Brasiliens. Er ist Träger des Alternativen Nobelpreises und wurde für sein beispielhaftes pastorales und soziales Wirken im Jahr 2009 mit dem Ehrendoktorat der Universität Salzburg ausgezeichnet.

Seit 2011 vergibt das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen alle zwei Jahre den Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie und interreligiösen Dialog. Ziel ist es, die Bedeutung befreiungstheologischer Zugänge zu aktuellen Herausforderungen in Gesellschaft und Kirche präsent zu halten und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu fördern, die sich mit jenen Themen auseinandersetzen, für die sich der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler engagiert: politische Theologie, Befreiungstheologie, Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, interkultureller und interreligiöser Dialog, Intersektionalität, soziale Gerechtigkeit und Solidarität, Globalisierungstheorien, Migration und kritische Entwicklungsforschung. Die Auszeichnung ist mit 3000 Euro dotiert.

© Erzdiözese Salzburg