„Wie ich zum VinziBus gekommen bin“. Studierende engagieren sich sozial
Mit dem „Lehrgang für Soziales Engagement“ gibt die Universität Salzburg heuer zum fünften Mal Studierenden Anstöße, sich ehrenamtlich zu engagieren. 15 Interessierte nehmen in diesem Wintersemester daran teil. Die Lehramtsstudentin Claudia Gut hat den Lehrgang vor zwei Jahren absolviert und ist seitdem regelmäßig bei der Suppenküche VinziBus tätig.
Im Fokus des Lehrgangs, der vom Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg in Kooperation mit der Katholischen Hochschulgemeinde veranstaltet wird, steht die Idee, Armut verstehen zu lernen und durch Mitarbeit in sozialen Einrichtungen an Lösungen mitzuwirken.
„Ich wollte mich schon immer sozial engagieren. Dass ich diesen Vorsatz auch in die Tat umgesetzt habe, dafür ausschlaggebend war für mich der „Lehrgang für Soziales Engagement“ mit seinem engen Bezug zu den Einrichtungen, die in der Armutsbekämpfung in Salzburg aktiv sind,“ sagt Claudia Gut. Die aus Oberösterreich gebürtige 23Jährige studiert an der Universität Salzburg Anglistik und Geschichte und ist auch als Studienassistentin tätig (beim Historiker Martin Knoll vom Fachbereich Europäische Regionalgeschichte). Aus einer Mittelschichtfamilie kommend, – der Vater Lehrer, die Mutter Tagesmutter- war sie selber nie direkt mit Armut konfrontiert.
Das hat sich im Wintersemester 2015/16 mit der Teilnahme am Lehrgang geändert. Die Studierenden absolvieren im Lehrgang nämlich nicht nur eine Vorlesung des Zentrums für Ethik und Armutsforschung über „Theoretische Grundlagen der Armutsforschung“, sondern arbeiten vor allem auch 20 Stunden in einer sozialen Einrichtung.
Claudia Gut hat sich aus den vielen möglichen sozialen Einrichtungen in der Stadt Salzburg (Altersheime, ArMut Teilen, Apropos, Besuchsdienst Diakonie, Diakonie Flüchtlingsdienst, Haus Franziskus, Hospiz, Iglu, Jugendzentren, StreuSalz, Verein Einstieg/Bewährungshilfe, Verein Flamingo, Verein Menschen leben, Verein Viele, VinziBus, VinziTisch, Wärmestube) für den VinziBus entschieden. Der VinziBus ist an 365 Tagen im Jahr für Hilfsbedürftige in Salzburg unterwegs. Jeden Abend, kurz vor sieben Uhr, wird der Kleintransporter von Freiwilligen mit Essen und Getränken beladen und seit kurzem (Mitte Dezember 2017) zum neuen Treffpunkt im Innenhof des Schlosses Mirabell gefahren. Davor war acht Jahre lang der Bürgerspitalhof in der Salzburger Innenstadt der VinziBus-Standort.
Dort warten die Menschen schon, bis zu vierzig sind es manchmal, besonders jetzt in der kalten Jahreszeit kommen viele. Obdachlose, Alkoholiker, Drogensüchtige, Flüchtlinge, Haftentlassene, Einkommensschwache. „Dass unter den Hilfsbedürftigen viele junge Menschen sind, hat mich am Anfang sehr verwundert und beschäftigt. Ich war sehr froh, dass wir das Erlebte in den Reflexionsrunden des Lehrgangs ausführlich reflektieren konnten. Die Reflexionsrunden sind für mich ein Kern des Lehrgangs.“
Ein bis zwei Mal in der Woche hilft Claudia Gut nach wie vor beim VinziBus mit. „Ich bin nach dem Lehrgang weiter beim VinziBus dabeigeblieben, weil es eine sehr sinnvolle Tätigkeit ist und weil einem die Menschen ans Herz wachsen. Manche sehe ich jeden Montag, andere sieht man nicht mehr, weil sie es vielleicht herausgeschafft haben. Der VinziBus ist für mich eine Herzensangelegeheit. Ich will in jedem Fall weiter ehrenamtlich tätig bleiben, auch wenn ich einmal von Salzburg weggehe. “
Claudia Gut ist eine von mehreren der bisher 40 Lehrgangs-Absolventinnen und Absolventen, die ihre ehrenamtliche Tätigkeit fortsetzen und damit eine Intention des Lehrgangs erfüllen, sagt Lehrgangsleiter Helmut P. Gaisbauer vom Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg. „Vorbild für unseren „Lehrgang für Soziales Engagement“ war ein vergleichbarer Lehrgang der Katholischen Hochschulgemeinde in Graz. Weitere ähnliche Lehrgänge an anderen Unis kenne ich nicht. Was unseren Lehrgang in Salzburg auszeichnet ist die starke sozialethische Komponente, die durch das Zentrum für Ethik und Armutsforschung ins Spiel kommt. Es gibt bei uns viel ethische Reflexion über Armutsbekämpfung in der Praxis.“
Auffallend ist: Frauen sind stark in der Überzahl. Unter den 40 Absolventen der bisher vier Lehrgänge waren nur 7 Männer. Im aktuellen Lehrgang für Soziales Engagement hat sich das Verhältnis schon verbessert: 10 Studentinnen stehen immerhin 5 Studenten gegenüber.
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