Sprachenvielfalt unter Druck:
Herausforderungen und Perspektiven für den Unterricht zweiter und dritter Fremdsprachen im deutschsprachigen Raum
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Call for Papers
Der Fremdsprachenunterricht im deutschsprachigen Raum steht vor einer strategischen und bildungspolitischen Neuverortung, die weitreichende gesellschaftliche Implikationen mit sich bringt. Während Englisch die unangefochtene Leitposition eingenommen hat, kämpfen andere Sprachen, insbesondere Französisch, Spanisch, Italienisch und Russisch, um Sichtbarkeit, Wertschätzung und Relevanz im Lehrplan sowie im gesellschaftlichen Diskurs.
Einigkeit besteht darüber, dass Kommunikationsfähigkeit das primäre Ziel fremdsprachlicher Bildung darstellt. Wenn dieses Ziel jedoch durch den Einsatz von KI vermeintlich schneller und effizienter erreicht werden kann, läuft die gegenwärtige Kompetenzdefinition Gefahr, obsolet zu werden.
Vor diesem Hintergrund widmet sich die Tagung der kritischen Reflexion der Sprachenpolitik im deutschsprachigen Raum, insbesondere im Hinblick auf den Unterricht von Zweit- und Drittfremdsprachen. Kritisch diskutiert wird, ob die zweite und dritte Fremdsprache auf eine vorgesehene, erwartete oder imaginierte pragmatische Funktion reduziert werden soll.
- Müssen die Kompetenzen des Fremdsprachenlernens neu definiert, erweitert oder auf bestimmte Bereiche fokussiert werden?
- Können Ziele formuliert werden, die den gesellschaftlichen Anforderungen und technischen Entwicklungen, vor allem im Bereich der generativen KI, eine fundierte kognitive und kulturrelevante sowie inter- oder transkulturelle Antwort geben?
- Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den institutionalisierten Fremdsprachenunterricht in Schule und Hochschule?
- Welchen Beitrag können die Bezugswissenschaften – Sprachwissenschaft, Literatur- und Kulturwissenschaft sowie Bildungswissenschaft – mit ihrer Expertise zur Zielsetzung der Kompetenzen leisten?
Zur Teilnahme sind Wissenschaftler:innen aus der Fremdsprachendidaktik, den philologischen Fachwissenschaften (Sprachwissenschaft sowie Literatur- und Kulturwissenschaft), der Bildungswissenschaft sowie Lehrkräfte an Schulen und Universitäten eingeladen. Ebenfalls angesprochen sind Vertreter:innen der österreichischen/deutschen Fachverbände für Französisch, Italienisch, Russisch und Spanisch sowie interessierte Studierende.
Als Keynote-Speakerinnen werden Daniela Caspari und Jule Böhmer, zwei namhafte Didaktikerinnen der Romanistik und der Russistik, mit ihren Vorträgen Impulse für die Diskussion setzen.
Die Tagung versteht sich als Plattform für den interdisziplinären Dialog zwischen Forschung, Unterrichtspraxis und bildungspolitischer Perspektive. Besonders willkommen sind Beiträge, die bildungspolitische und institutionelle Fragen mit praktischen Erfahrungen und Perspektiven verknüpfen.
Erwünscht sind Beiträge, die sich unter anderem mit folgenden Fragen und Aspekten befassen:
Sprachenpolitik und Curriculumentwicklung:
- Welche bildungspolitischen Rahmenbedingungen fördern bzw. behindern den Unterricht romanischer Sprachen und des Russischen im Bildungsbereich?
- Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die zukünftige Verankerung dieser Sprachen an Universitäten im deutschsprachigen Raum, insbesondere angesichts rückläufiger Lernerzahlen?
- Welche empirischen Befunde liegen zur Situation in Österreich, Deutschland oder der Schweiz vor?
Motivation, Bedarf und Gebrauchswert:
- Warum (noch) Französisch, Italienisch, Russisch oder Spanisch lernen?
- Welche Perspektiven eröffnen sich für Lernende im schulischen und beruflichen Kontext?
- Welche Erkenntnisse liefern Fallstudien, internationale Vergleiche oder Evaluationen in Bezug auf Motivation, Bedarf und praktische Relevanz?
Sprachniveaus und Kompetenzziele:
- Welches Kompetenzniveau erscheint realistisch und bildungspolitisch sinnvoll – und wie kann es didaktisch und institutionell erreicht werden?
- Welche theoretischen Konzepte (z.B. kritisch-reflexive Mehrsprachigkeitsdidaktik, inter- und transkulturelle Bildung) bieten Orientierung für einen zukunftsgerichteten Fremdsprachenunterricht?
Generative Künstliche Intelligenz:
- Spielt Künstliche Intelligenz für den Fremdsprachenunterricht romanischer Sprachen und Russisch eher eine herausfordernde oder eine chanceneröffnende Rolle?
- Welche Potenziale, Risiken und Grenzen ergeben sich angesichts der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung?
Berufliche Perspektiven und gesellschaftliche Relevanz:
- Welche Möglichkeiten bietet der Erwerb romanischer Sprachen oder des Russischen auf dem Arbeitsmarkt?
- Wie verändern Mobilität, Migration und europäische Integrationsprozesse die Bedeutung dieser Sprachkompetenzen?
Einreichung
Bitte senden Sie Abstracts im Umfang von maximal 300 Wörtern (inkl. Titel, Name, institutionelle Zugehörigkeit und E-Mail-Adresse) bis 31. Dezember 2025 an:
Die Tagung findet am 11. und 12. Juni 2026 an der Universität Salzburg statt.
Die Vortragssprache ist Deutsch.
Organisationsteam: Verónica Böhm, Agustín Corti, Katharina Dziuk Lameira, Julia Hargaßner, Monika Neuhofer