Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Aushandlung und Umsetzung von Leitbildern guter Arbeit

Was bedeutet eigentlich gute Arbeit – und wer entscheidet darüber?
In unserem interdisziplinäres Forschungsprojekt gehen wir der Frage nach, wie globale Leitbilder guter Arbeit in der organisationalen und betrieblichen Praxis legitimiert und umgesetzt werden. Ein Team aus Wissenschaftler:innen der Universitäten Salzburg und  Linz aus den Bereichen Betriebswirtschaft ,  Wirtschaftssoziologie und Arbeitsrecht geht dabei etwaigen Spannung zwischen traditionellen Akteur:innen wie Gewerkschaften und staatlichen Institutionen einerseits und neuen Playern wie Unternehmensberatungen und Standardisierungsagenturen andererseits nach.


Hintergrund
Seit Jahrzehnten wird auf internationaler Ebene darüber verhandelt, was gute Arbeit ausmacht. Diese Auseinandersetzungen spiegeln sich in Normen, Gesetzen und Standards wider, die auf nationaler und internationaler Ebene verankert sind. In den letzten Jahren mischen zunehmend wirtschaftlich orientierte Akteur*innen in diesen Prozessen mit – etwa, wenn es um die Verknüpfung von guter Arbeit und Klimaschutz geht. Die soziale und ökologische Transformation wird dadurch nicht nur zur politischen und gesellschaftlichen Aufgabe, sondern auch zu einem lukrativen Geschäftsfeld für Beratungen und Zertifizierungsstellen.


Unser Forschungsansatz
Wir untersuchen, wie sich diese Veränderungen konkret im Organisationsfeld der Automobilzulieferindustrie niederschlagen – einer Branche, die durch globale Lieferketten, unterschiedliche Betriebsstrukturen und einen hohen Transformationsdruck geprägt ist. Hier kreuzen sich wirtschaftliche, politische und soziale Interessen auf besonders komplexe Weise.

Ziel des Projekts ist es, die Aushandlungsprozesse zwischen klassischen sozialpartnerschaftlichen Akteur*innen und neuen, marktorientierten Kräften sichtbar zu machen. Wir fragen:

* Wer definiert heute, was gute Arbeit ist?
* Welche Rolle spielen supranationale Regulierungen?
* Wie verändern neue Standards bestehende Machtverhältnisse?
* Und welchen Einfluss haben traditionelle Akteur*innen in diesem Wandel noch – oder wieder?

Durch diese Analyse wollen wir einen Beitrag zum Verständnis aktueller Arbeitswelttransformationen leisten – und zur Frage, wie gute Arbeit unter neuen Rahmenbedingungen gestaltet werden kann.

Praxisrelevanz
Das Projekt bietet praxisnahe Erkenntnisse für betriebliche, überbetriebliche und staatliche Akteurinnen, indem es konkrete Gestaltungsmöglichkeiten für die sozialökologische Transformation der Arbeit in einer Schlüsselbranche identifiziert. Da das Projekt den Einfluss und die Autorität verschiedener Akteurskategorien untersucht, sind die Ergebnisse sowohl für bestehende Sozialpartner auf allen Ebenen als auch für wichtige neue Akteure der sozial-ökologischen Transformation relevant – wobei neue Akteure diejenigen sind, die von marktbasierten Logiken und professionellen Normen geleitet werden, einschließlich Berater:innen sowie Mitglieder:innen von Normungsorganisationen.

Die Erkenntnisse lassen sich über die Automobilzulieferbranche hinaus auf andere Industrien übertragen, da das Projekt generalisierbare Kategorien von Rahmenbedingungen, Handlungsmustern und Wahrnehmungen analysiert. Für etablierte Akteure, die bereits in der Standardisierung guter Arbeit tätig sind, liefert das Projekt Einblicke, welche neuen Akteure und Politiken bestehende Mitbestimmungsstrukturen und -praktiken beeinflussen. Dies ermöglicht fundiertere Strategien, um der Erosion von „guter Arbeit“ entgegenzuwirken. Für andere, die mit diesen Entwicklungen weniger vertraut sind, sensibilisiert das Projekt für die multidimensionale Natur dieser Transformationen.


Wissenstransfer
Der direkte Austausch mit der Praxis ist zentral:

* Ein Workshop mit Betriebsrät:innen und Personalverantwortlichen aus der untersuchten Industrie sowie Vertreter:innen sogenannter „Hidden Champions“ in Deutschland und Österreich bietet praxisnahe Rückkopplung.
* Ein zweiter, breiter angelegter Workshop bringt Expert:innen und Praktiker:* innen aus unterschiedlichen Branchen zusammen (u. a. Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände, Unternehmensvertretungen), um die Projektergebnisse gemeinsam im Hinblick auf Zukunftsszenarien zu diskutieren.

Projekttitel
Wer macht gute Arbeit?
Zur Umsetzung von Leitbildern guter Arbeit in betriebliche Praxis

Forschungsschwerpunkt
Mitbestimmung und Wandel der Arbeitswelt

Projektleitung
Paris Lodron Universität Salzburg
Univ.-Prof. Mag.a Dr.in Astrid Reichel
Fachbereich Betriebswirtschaftslehre
Kapitelgasse 5, 5020 Salzburg, Österreich
Tel.: +43 662 8044 3704

Univ.-Prof. Mag. Dr. Elias Felten (Leitung)
Fachbereich Arbeits- und Wirtschaftsrecht
Churfürststraße 1, 5020 Salzburg, Österreich
Tel.: +43 662 8044 3201

 Johannes Kepler Universität Linz
Univ.-Prof. Mag.a Dr.in Susanne Pernicka (Leitung)
Institut für Soziologie
Altenberger Straße 69, 4040 Linz, Österreich
Tel.: +43 732 2468 7724

Projektteam
Paris Lodron Universität Salzburg
Fachbereich Betriebswirtschaftslehre
Marilyn Poon, PhD

Fachbereich Arbeits- und Wirtschaftsrecht
Stefan Wallmann

Magdalena Bergthaler

 Johannes Kepler Universität Linz
Institut für Soziologie
Dr. Ilias Naji

Thomas Mayer, MSSc

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