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5. Stefan Zwei Poetikvorlesung | BARBI MARKOVIĆ: Stehlen, Schimpfen, Spielen

VORLESUNGSTERMINE

Stehlen

Montag, 13. Mai 2024 | 17:15 Uhr | Erzabt-Klotz-Straße 1; HS Agnes Muthspiel | 5020 Salzburg | Austria

Schimpfen

Dienstag, 14. Mai 2024 | 17:15 Uhr | Erzabt-Klotz-Straße 1; HS Agnes Muthspiel | 5020 Salzburg | Austria

Spielen

Mittwoch, 15. Mai 2024 | 17:15 Uhr | Erzabt-Klotz-Straße 1; HS Agnes Muthspiel | 5020 Salzburg | Austria

“Die Wahrheit verändert sich für uns so sehr, dass die anderen sich in ihr nur schwer zurechtfinden.” (Proust/Marković).

Gute Sätze begleiten uns, wir wiederholen sie jahrelang, wir üben und verändern sie, bis sie uns gehören. Ähnlich verhält es sich mit Sprachen. Wir lernen sie und sprechen sie, wir zahlen für sie mit Geld und Zeit, und das, was am Ende herauskommt, ist “unsere deutsche Sprache”.

Barbi Marković hat sich das Stehlen als die kulturelle Unverschämtheit von unten zum Programm gemacht. In der ersten Vorlesung erzählt sie, wie es dazu kam und warum man ihr trotz offener Piraterie nie die Originalität ihrer Texte abgestritten hat. Fast nie.

In der zweiten Vorlesung geht es um die Kraft und den Zug einer guten, rhythmisch abgestimmten Schimpftirade. Dabei werden Beispiele aus dem Leben und aus der Literatur betrachtet, besondere Aufmerksamkeit wird auf die Machtverhältnisse gelenkt. “Schimpfe nie nach unten und streichle nie nach oben”, würde die Regel lauten.

Die Regeln, die man sich selbst auferlegt, um eine Distanz zwischen dem Text und dem Ich herzustellen, sind das Thema der dritten Vorlesung. Damit sind formale Zwänge und Textspiele gemeint, wie man sie aus der Oulipo-Schule kennt, aber auch situationistische Textsammlungsmethoden und sogar Table-Top-Rollenspiele, mit denen man spannende Inhalte kreieren kann. Durch diese Techniken ist es möglich, eine Lücke zwischen Text und Autorin zu schaffen, die mit entsprechendem Material gefüllt werden kann, sodass die Texte am Ende mehr wissen als die Person, die sie geschrieben hat, und über mehr berichten als nur über ein Privatschicksal.


BARBI MARKOVIĆ: Minihorror

Buchpräsentation/Lesung

Donnerstag, 16. Mai 2024 | 19:00 Uhr | Stefan Zweig Zentrum | Edmundsburg, Europa-Saal | Mönchsberg 2 | Salzburg

  • Moderation: Magdalena Stieb
  • Eintritt frei

„Mini und Miki wollen nett sein, aber nichts ist einfach. Die Welt ist schrecklich, alles muss sterben. Die beiden müssen ziemlich viel erleiden, und genau dafür lieben wir sie.“

Mit ihrem Roman „Minihorror“ (Residenz Verlag, 2023) kurven Mini und in Miki in einer Stadtwohnung durch ihr Leben, das viele Ungeheuerlichkeiten und Horrorszenarien für sie parat hat bei Alltäglichkeiten wie Ikea-Einkäufen, Krankenhausaufenthalten oder der Haustierpflege. Wie zwei Spielfiguren werden Miki und Mini immer in ein neues Level versetzt, alles auf Anfang, ein absurdes bis katastrophales Ende der Episode ist garantiert.

Mit lakonischer Tragik, schräger Fantasie und comichaft verknappter Sprache setzt sich Barbi Marković in ihrem Roman über alle Erwartungen spielend leicht hinweg und trifft ins Schwarze: Es geht um die großen und kleinen Albträume des Mittelstands, um den Horror des perfekten Familienfrühstücks, um Mobbing am Arbeitsplatz und gescheiterten Urlaub, um den Abgrund, der sich im Alltag öffnet und nicht mehr schließen will. In „Minihorror“ enttarnt Barbi Marković „das Unheimliche jeder noch so harmlosen Situation, den Horror im Alltag, den Grusel vor der eigenen Familie. Dabei wird der Mensch im Spätkapitalismus notgedrungen zur Witzfigur.“ (Jury Leipziger Buchpreis 2024)


Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik und lebt seit 2006 in Wien. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman „Ausgehen“ (Suhrkamp Verlag) Furore. 2016 erschien der Roman „Superheldinnen“, für den sie den Literaturpreis Alpha, den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises sowie 2019 den Priessnitz-Preis erhielt. Zuletzt erschienen die Bücher „Die verschissene Zeit“ (2021) und „Minihorror“ (2023, beide im Residenz Verlag). 2024 wurde die Autorin mit dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Carl-Amery-Literaturpreis ausgezeichnet.

Weiterführende Informationen finden Sie auf:  https://www.leselampe-salz.at/veranstaltung/barbi-markovic-2/


Veranstalter:innen:

  • Paris Lodron Universität Salzburg | Fachbereich Germanistik
  • Stefan Zweig Zentrum Salzburg
  • Salzburger Literaturforum Leselampe

 

Barbi Markovic | Autorin

Assoz. Prof. Dr. Clemens Peck 

Paris Lodron Universität Salzburg | Fachbereich Germanistik

UNIPARK Nonntal | Erzabt-Klotz-Straße 1 | 5020 Salzburg | Austria

Email to Assoz. Prof. Dr. Clemens Peck 

Foto: © Apollonia Theresa