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Groundbreaking Research Results Forgotten

Bei seinen Vorbereitungen zum Europäischen Muskelkongress in Salzburg (10.-14. 9. 2014;  http://www.emc2014.com) fiel Galler auf, dass bedeutende Forschungsergebnisse, die im Jahr 1954 zur Aufklärung der Muskelkontraktion führten, bereits ein Jahrhundert vorher bekannt waren. Sie gerieten allerdings in Vergessenheit, als neue Denkweisen modern wurden.
Entdecker war der bedeutende Wiener Physiologe Ernst von Brücke (1819-1892). Brücke untersuchte Muskelfasern im Mikroskop mit polarisiertem Licht. Er publizierte seine Ergebnisse 1858 in den Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Als Anfang des 20. Jahrhunderts das Zeitalter der Biochemie begann, lagen Brückes Erkenntnisse nicht mehr im Trend. Bald verschwanden sie zur Gänze aus dem Bewusstsein der Wissensgemeinschaft. Das geschah, weil sich die Ansicht verbreitete, mikroskopische Untersuchungen seien für die Erforschung basaler Lebensfunktionen wertlos. Man glaubte, das Leben beruhe auf chemischen Reaktionen von Molekülen, die für Mikroskope völlig unzugänglich sind. Mikroskopische Befunde wurden aus den Lehrbüchern der Physiologie gestrichen. Nachfolgende Generationen nahmen keine Notiz mehr davon.
Diese Missachtung der Mikroskopie wertet Galler als epochales Verhängnis. Denn damit wurde die Bedeutung der übermolekularen Struktur für Lebensprozesse gewaltig verkannt. Erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts rückte die Struktur wieder ins Zentrum des Interesses. Man begann zu begreifen, dass viele chemische Reaktionen nicht in einer strukturlosen Suppe kleiner Moleküle ablaufen, sondern an größeren, komplexen Molekülkonstruktionen. Diese können mit diversen mikroskopischen Techniken aufgespürt werden. Der molekulare Apparat des Muskels war bereits in den Mikroskopen des 19. Jahrhunderts sichtbar. Er stellt nämlich ein geradezu überdimensionales, regelmäßiges Gebilde dar.
Die Bedeutung der Struktur für Lebensvorgänge drückt Stefan Galler in Versform aus: Alles Leben ist Chemie, doch entfalten könnt sich´s nie, wenn das Wesen der Natur nicht so reich wär an Struktur.
In seinem jüngst erschienenen Artikel  http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10974-014-9399-4 zieht Galler die Lehre aus der vergessenen Forschung: „Science should not follow fashion“. Die Wissenschaft soll also nicht blind den wechselnden Trends folgen. Die Gefahr sieht Galler in Denkweisen, die nicht hinterfragt werden, weil sie allgegenwärtig und somit „selbstverständlich“ sind.
Motiv des Europäischen Muskelkongresses in Salzburg (10.-14. 9. 2014) mit dem Leitsatz des Hauptorganisators Stefan Galler vom Fachbereich Zellbiologie. Gallers Bildkomposition zeigt mikroskopische Muskelstrukturen zu Füßen der Borghesischen Fechter aus Salzburgs Mirabellgarten.

Foto: S. Galler

a.Univ.Prof. Dr. Stefan Galler

FB Zellbiologie

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