Der „Theatermacher“ Ferdinand Raimund.

Historisch-kritische Edition und inhaltliche Erschließung.

The „Theatre-maker“ Ferdinand Raimund. Historical-critical Edition and scientific exploitation.


FWF-Projekt P 34619
Laufzeit: 01/2022-12/2025
Bewilligungssumme: 468.817,65 €
Projektleitung: Dr. Matthias Mansky
Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter: Mag. Johann Lehner

Die Erforschung von Ferdinand Raimunds Theaterlaufbahn ist ein dringliches Desiderat der Literatur- und Theaterwissenschaft. Die zahlreichen Vergleiche seiner Zauberstücke mit den parodistischen und satirischen Possen Johann Nestroys sind stets zu seinen Ungunsten ausgefallen und auch die bisherigen Bemühungen um eine Werkausgabe weisen einen unverkennbaren identitätspolitischen Kontext auf. So hat Raimund im Geschichtsbewusstsein für die Biedermeierzeit und der damit einhergehenden österreichischen Identitätssuche stets eine dominante Rolle verkörpert. Dies lässt sich auch anhand der bisherigen Editionen konstatieren, in denen Raimunds Stücke nicht als Werke eines Schauspielers und Theaterpraktikers, sondern eines österreichischen Dichters präsentiert wurden. Im Gegensatz hierzu fokussiert das Projekt auf den „Theatermacher“ (Hein/Meyer 2004) Raimund, dessen Bedeutung in einen internationalen Zusammenhang gerückt werden soll. Hierfür wird ein interdisziplinärer methodischer Ansatz gewählt, der editionsphilologische und theaterhistorische Grundlagenforschung verknüpft. Auf der Textbasis der neuen historisch-kritischen Ausgabe, die durch die Erarbeitung der letzten beiden Bände (Bd. IV: Die Unheil bringende Krone, Der Verschwender; Bd. V: Briefe und Dokumente) abgeschlossen wird, soll der Schauspieler, Regisseur, Direktor und Theateragent ins Zentrum gerückt werden. So verspricht die Edition der Originalhandschriften und der in den Lesarten abgebildeten Theatermanuskripte neue Aufschlüsse zur Arbeitsweise Raimunds, aus der sich spezifische Inszenierungsmodelle und aufführungspraktische Intentionen rekonstruieren lassen, die die Spuren des Schauspielers im Text reflektieren. Wichtiges Quellenmaterial hierfür stellen die Manuskripte seiner bisher unerforschten Gastspielreisen außerhalb der Monarchie dar (München, Hamburg, Berlin), die näher untersucht werden sollen. Durch den Abschluss der historisch-kritischen Ausgabe und der daran anknüpfenden theaterhistorischen Grundlagenforschung wird dem Dichter Raimund der Theaterpraktiker an die Seite gestellt, dessen Erforschung auch neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Zirkulation und den kulturellen Austausch von Theater sowie die theatralen Netzwerke im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erwarten lassen.