Die Wenzelsbibel – Digitale Edition und Analyse

Methoden

  1. Mehrstufige Edition des Textes
    Transkription und Edition werden mit dem Texterkennungsprogramm Transkribus ( https://transkribus.eu/) erarbeitet, das die Segmentierung einzelner Text- und Bildbereiche, die genaue Erfassung des handschriftlichen Textes sowie die editorische Annotation (Auflösung von Abkürzungen, Normalisierungen, Emendationen) ermöglicht.
  2. TEI
    Der mit Transkribus generierte TEI-Text bildet die Basis der navigierbaren Textrepräsentation und wird mehrstufig annotiert in Hinblick auf a) die Text-Bild-Korrelationen, b) die WB-Vulgata-Synopse und c) die deutsch-lateinischen Konkordanzen.
  3. Systematische Erfassung der Bildinhalte
    Die systematische Erhebung der Bildinhalte orientiert sich an klassifizierten ikonographischen Standards (ICONCLASS), die ikonographischen Spezifika der WB erfordern zudem eine vertiefte individuelle Analyse auf Basis von Jenni/Theisen 2014.
  4. Kunstgeschichtlich-computerwissenschaftlichen Analysen
    Für die kunstgeschichtlich-computerwissenschaftlichen Analysen werden klassische modellbasierte Verfahren und datengetriebene Methoden aus der Künstlichen Intelligenz (KI) angewandt. Dabei sollen für die Malerstilunterscheidung (vgl. Lecoutre 2017, Wynen 2018) sowohl supervised (mit verfügbaren Trainingsdaten) als auch non-supervised Techniken entwickelt und abgeglichen werden. Analoges gilt für die Unterscheidung von Schreiberhänden: Die auf traditionellen paläographischen Methoden basierenden Thesen (Heger 1981-98) werden über automatisierte Schriftbildanalysen (Segmentierung und automatische Kennung von Buchstabenformen) überprüft und ggf. korrigiert. Dieser Ansatz ist streng von einer Autorenidentifikation anhand sprachlicher Merkmale (z.B. Mohsen 2016) zu unterscheiden.
  5. Faksimile-Text-Verknüpfung
    Transkription und Edition des Textes werden mit dem digitalen Faksimile verknüpft, ebenso systematisch werden Bildmotive und Übersetzungstext dort korreliert, wo es explizite Bezüge gibt (Figuren, Motive, Handlungen). So kann vom Text zu bildlichen Umsetzungen und umgekehrt navigiert werden.
  6. Lateinisch-deutsche Konkordanz
    Für die Erstellung der lateinisch-deutschen Konkordanzen wird mit semantischen Annotierungsprogrammen gearbeitet, wie sie die Plattform Inception ( https://inception-project.github.io/) zur Verfügung stellt. Auch werden so weit als möglich automatisierte oder automatisierbare Verfahren genützt. Softwaretools dafür bilden CollateX ( https://collatex.net/) sowie das speziell für den Vergleich von Bibelversionen entwickelte Programm Miklal-Text-Alignment ( http://www.miklalsoftware.com/text-alignment-tools/). Konkordanz und Synopse bilden die Basis einer dringenden Neuuntersuchung der Übersetzungsmethoden, der Neueinordnung der WB-Übersetzung in die deutsche Bibelübersetzungstradition des 14. und 15. Jh.s (Walther 1889-92, Mentzel-Reuters 1994, Löser 2011) sowie insbesondere des Verhältnisses zum Österreichischen Bibelübersetzer.