Public History and Cultural Heritage 

Das Querschnittsthema Public History and Cultural Heritage bündelt die unterschiedlichen Expertisen des Fachbereich Geschichte in Forschung und Lehre in konzentrierter Form. Salzburg bietet sich als Standort par excellence für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Bereich an, der für die Gesellschaft von großer Bedeutung ist und einen wichtigen Wirtschaftsfaktor bildet. Durch interdisziplinäre Kooperationen inner- und außerhalb der PLUS werden folgende Themen behandelt:

  • Musealisierung, materielles und kulturelles Erbe in vergleichender Perspektive;
  • kollektive Erinnerung im Rahmen von Politik, Staat, Nation und Region;
  • öffentliche Vermittlung von Geschichte und digitale Medien;
  • Formen und Medien von Geschichtskultur in unterschiedlichen Feldern und geographischen Räumen;
  • Geschichte in der Gesellschaft, kulturelle Transfers, Wissenszirkulation und Citizen Science;
  • Ernährung im Spannungsfeld von Tradition und Kulturtransfer sowie Vermarktung und Politik;
  • Tourismus, Mobilität und Nachhaltigkeit.

 

Digital Humanities

„Digitalisierung“ prägt als Querschnittsmaterie und -begriff unsere Arbeit in zahlreichen Arbeitsbereichen. Die Entwicklung und Anwendung digitaler Theorien und Methoden der Digital Humanities, insbesondere in der Geschichtswissenschaft, hat in den letzten Jahren am Fachbereich Geschichte immer mehr an Bedeutung gewonnen und ist für die Wissenschaftskommunikation (besonders über Social Media) unerlässlich. Vor allem sind die Tätigkeiten des  IMAREAL und die Zusammenarbeit zwischen dem Fachbereich Geschichte und der  Österreichischen Akademie der Wissenschaften bereits international profiliert. Mittlerweile wurde am IZMF eine eigene  Arbeitsgruppe zu den Digital Humanities eingerichtet, die diesen Austausch insbesondere mit Blick auf die Entwicklung von DHplus vorantreibt.

Ein wesentliches Ziel ist die Förderung des Nachwuchses und die österreichweite Vernetzung. Im Bereich der Geschichts- und Politikdidaktik werden Lehr-/Unterrichtsmodelle entwickelt, um die digitale Welt im schulischen Fachunterricht zu integrieren, sowie die Rezeption von Politik und Geschichte in ihren digitalen Präsentationsformen zu erforschen.

 

Materielle Kultur  | Materialitätsforschung

Forschungen zur Materialität zählen zu den Forschungsschwerpunkten des Fachbereichs, die über Netzwerke (AHRC, DFG, Inventories Networks; Materiality &Gender), Tagungen, Projekte und Publikationsvorhaben interdisziplinär und kernfachübergreifend betrieben werden. Materialität wird dabei weit gefasst und verstanden als Erforschung der Beziehungen zwischen den Menschen und der materiellen Kultur allgemein, somit des Kontexts wie der materiellen Beschränkungen menschlichen Lebens:

  • Neben der Erforschung von Realien kommt den schriftlichen Quellen als Textarchiven und Textmuseen für Objekte eine herausragende Rolle zu. Ein weiterer Fokus gilt der Mobilität von Objekten und damit ihrer Rolle in transnationalen Verflechtungsprozessen.
  • Zur Materialität zählt zudem der Körper selbst als materielle Grundlage menschlichen Lebens. Dieser Bereich beinhaltet zum einen Forschungen zur Körper- und Emotionsgeschichte bis hin zu Fragen der Medizingeschichte und umschließt die kritische Frauen- und Geschlechterforschung mit ihren neuen Ausrichtungen im Bereich der Intersektionalität.
  • Besondere Bedeutung haben Dinge zudem für historisches Lernen, wo sie nicht nur als Spuren der Vergangenheit, sondern vielfältig auch als geschichtskulturelle Medien zum Einsatz kommen.
  • Neben der Behandlung historischer Quellen und Fallbeispielen steht zudem die methodisch–theoretische Auseinandersetzung mit Fragen der Materialität im Zentrum. Methodische Anknüpfungspunkte zu materialwissenschaftlichen Ansätzen der Naturwissenschaften sind Teil der Reflexionen.

Eine breite interdisziplinäre Kooperation ergibt sich über das am Fachbereich verankerte  Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Kooperation mit dem IZMF  (weitere Informationen unter  https://material.sbg.ac.at/).

 

Historische Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung

Die Analyse gesellschaftlicher Nachhaltigkeit in ihrem breit definierten Problemzuschnitt (ökologische, soziale und ökonomische, aber auch kulturelle Dimensionen von Nachhaltigkeit und Entwicklung) bildet seit nunmehr fast zwanzig Jahren einen Arbeitsbereich des Fachbereichs Geschichte. MitarbeiterInnen tragen zur historischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung u. a. Analysen von Umweltveränderungen in Urbanisierungsprozessen und Forschungen zu regionalen Transformationsprozessen durch Tourismus bei; sie zeichnen die historische Entwicklung von Recycling und Sekundärrohstoffmärkten nach und befassen sich mit dem Zusammenhang zwischen historischen Arbeitswelten, technischer Entwicklung und Energienutzung. Thematische und inhaltliche Verknüpfungen bestehen zu Fragestellungen der Ernährungsgeschichte (Bodennutzung, Konsumverhalten usw.) und der (historischen) Migrationsforschung (Gleichheit und Ungleichheit). Lehre und Forschung zu Themen der Nachhaltigkeit bedarf als wissenschaftliche Begleitung eines der drängendsten Gegenwartsprobleme einer historischen Dimension.

 

Politische Kulturen

Im Fokus vieler Historiker*innen am Fachbereich Geschichte steht die Erforschung „politischer Kulturen“. Hier geht es um die Auseinandersetzung mit Machtstrukturen in der Gesellschaft, der Repräsentation und Legitimation von Herrschaft, der Herstellung politischer und gesellschaftlicher Normen, der Zugehörigkeit zu sozialen Gemeinschaften und mit Prozessen der Identitätsbildung sowie um die Untersuchung politischer Massenbewegungen, Krisen und Konflikte.

Dabei spannt sich ein Bogen von der Gegenwart bis ins Mittelalter zurück. Forschungsschwerpunkte der Zeitgeschichte sind etwa die Ideologie, Politik und Herrschaftspraxis von (austro-)faschistischen, nationalsozialistischen und rechtsextremen politischen Akteuren vom Ende des Ersten Weltkriegs bis herauf ins 21. Jahrhundert sowie die Antisemitismusforschung. Darüber hinaus wird zu Bedingungen und Auswirkungen politischer Teilhabe in der Demokratie – insbesondere von Migrant*innen – geforscht. Im Bereich Österreichische Geschichte legen mehrere Forschungsprojekte den Fokus auf die Sozial- und Kulturgeschichte des Ersten Weltkrieges und die Folgen des Krieges. Zu den Interessensgebieten gehören außerdem Identitätsdiskurse in der Habsburgermonarchie, dynastische Repräsentation und internationale Beziehungen. Auch im Bereich der Neueren Geschichte und in der Mittelalterlichen Geschichte werden zahlreiche Themen aus dem Bereich der politischen Kultur bearbeitet: Politische Kommunikation, Friedensschließung, Diskurse der „Anderen“ im Rahmen des transnationalen kulturellen und diplomatischen Austausches, die Geschichte des fürstlichen Hofes aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive und die Kulturgeschichte der Regierungsführung und Verwaltung.

Dieser zeitlich weitgespannte und thematisch vielfältige Zugriff auf die Analyse politischer Kulturen erfordert die kooperative Zusammenarbeit quer durch den Fachbereich, um die vergleichende Beschäftigung mit zentralen Fragen von Vergangenheit und Gegenwart stärker auszubauen. Damit wird letztlich auch eine starke Verbindung hin zur Politischen Bildung hergestellt.