Schwerpunkt: Kreativer Botanikunterricht

Der Botanikunterricht leidet unter Liebesentzug. Für Tiere und den Menschen lassen sich SchülerInnen begeistern, für Saurier und Vulkane ebenso. Fleischfressende Pflanzen kommen bei Kindern und Jugendlichen noch an. Aber die so vielen anderen botanischen Themen?! Da rührt sich nichts, da gibt es nichts zu streicheln, nichts ist spektakulär,… Solche und ähnliche Begründungen, warum der Botanikunterricht eben nicht ein „Hit“ sein kann, sind Ihnen sicherlich geläufig. Vielleicht deckt sich das auch mit Ihrer Meinung. Und trotzdem: So einfach sollten wir uns die Sache nicht machen! 

Sind Pflanzen wirklich nicht spektakulär? Bringen sie nicht aufregende Leistungen zustande? Begeistern sie nicht durch ihre Formfülle und die Schönheit so mancher Blüten und Wuchsformen? Schmecken und riechen viele von ihnen nicht köstlich? Lassen sich nicht wunderbare Gegenstände aus ihnen gestalten? – Vermutlich liegt es weniger an den Pflanzen selbst, dass Kinder und Jugendliche sie nicht so interessant finden, als vielmehr daran, wie Unterricht über Pflanzen abläuft.

Kann ein kreativer Unterricht da abhelfen?

Ein kreativer Unterricht ist spannend, manchmal unerwartet, verlässt eingefahrene Geleise und macht neugierig. Ein kreativer Unterricht ist abwechslungsreich, enthält spielerische und künstlerische Komponenten und kann bisweilen auch ganz schön anstrengend sein – wenn man zum Beispiel der Antwort auf eine Frage nachjagt, die sich nicht so ohne weiteres finden lässt. Ein kreativer Unterricht beinhaltet nicht nur kreative Methoden, sondern auch anregende Inhalte. 

Für den Botanikunterricht im konkreten bedeutet das:

  • Themenstellungen finden, die Kinder und Jugendliche neugierig machen.
  • Die Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen als Kompass nutzen.
  • Ein generelles Motto: Weniger ist mehr.
  • Vielfältige Methoden bereichern.
  • Phantasie, Sinnlichkeit, Freude nicht zu kurz kommen lassen!
  • Den Schülern Verantwortung übertragen und Handlungsmöglichkeiten schaffen.
  • Lustvoll üben!  

Was bedeutet dieser Ansatz für die SchülerInnen?

Um es gleich vorwegzunehmen: Kreativer Unterricht ist nicht immer „fun“! Es kann anstrengend und herausfordernd sein, sich auf diese Weise mit einem Thema zu beschäftigen. Dem gegenüber liegt aber auch auf der Hand, was es dabei zu gewinnen gibt: spannende Stunden (oder zumindest Minuten!), Herausforderungen, die den SchülerInnen ihre Talente deutlich machen und auch Erfolgserlebnisse bescheren. 

… und für die LehrerInnen?

Ein wesentlicher Faktor in einem solchen (Botanik-)Unterricht ist natürlich die Person des Lehrers/der Lehrerin. Jemand, der sein eigenes kreatives Potential nicht entwickelt hat, wird kaum Kinder und Jugendliche zu kreativen Prozessen und Leistungen anspornen können. Untersuchungen weisen auf eine hohe Korrelation zwischen der Kreativität des Lehrers und der seiner Schüler hin. Solch ein Unterricht bringt phasenweise mehr Vorbereitungsaufwand mit sich. Neue Themenstellungen müssen gefunden, neue Methoden zuerst ausprobiert werden. Und schließlich gibt es vielleicht auch mehr zu organisieren – das Gemüse vom Bauern, das Werkzeug zum Basteln usw. Doch es lohnt sich, alte Pfade zu verlassen … 

Beispiele für solchen Unterricht finden Sie in:

  • Unterricht Biologie, 1993, Heft 184: „Kreative Botanik“ (Herausgeber des Heftes: Ulrike Unterbruner, Günter Winkel) Erhard Friedrich Verlag GmbH&Co.KG., Postfach 100150, D-30917 Seelze 6