In dieser Ringvorlesung präsentieren Wissenschaftler*innen der PLUS und anderer Universitäten ihre Forschungen zu Themen im Kontext der Weltregion Asien-Pazifik. Studierende der Studienergänzung und des Studienschwerpunktes Asia-Pacific Studies können in der letzten Semesterwoche eine Prüfung ablegen und sich die Teilnahme an der Ringvorlesung anrechnen lassen.
Wir heißen auch andere, an der FOR APAC Ringvorlesung Interessierte herzlich willkommen an der Ringvorlesung teilzunehmen!
VORTRÄGE IM WS 2024/2025
Mittwoch, 23. Oktober 2024, 13.00-15.00 Uhr, Bibliotheksaula der PLUS
Hofstallgasse 2
5020 Salzburg
„Interconnectivity und entanglement in den antiken Welten Afro-Eurasiens: von der Levante nach China und zurück“
Univ.-Prof. Dr. Robbert ROLLINGER
Universität Innsbruck
Dienstag, 5. November 2024, 13.15-14.45 Uhr, HS 888, Forum Asia Pacific
Sigmund-Haffner-Gasse 18
5020 Salzburg
„Weder unsichtbar noch stumm: Zur Geschichtlichkeit und Konzeptionalisierung von Asiatischen Deutschen“
Dr. Kien Nghi HA
Universität Tübingen
Dr. Kien Nghi Ha wird in seinem die Geschichte der asiatischen Einwanderung nach Deutschland skizzieren und das kulturpolitische Konzept „Asiatische Deutsche“ diskutieren. Der Begriff „Asiatische Deutsche“ geht auf die Anthologie „Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond“ (2012) zurück und spiegelt historische Erfahrungen mit anti-asiatischem Rassismus wider. Neben Exotisierung und sozialer Ausgrenzung ist diese Geschichte auch mit massiver rassistischer Gewalt wie dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen (1992) gegen die vietnamesische Gemeinschaft verbunden. Die Selbstbezeichnung „Asiatische Deutsche“ stellt aber auch eine selbst konstruierte Form kultureller und politischer Identität dar, die die Vielfalt und Unterschiede innerhalb der asiatischen Diaspora anerkennt und auf dieser Grundlage Solidarität und Zusammenarbeit anbietet. In jüngster Zeit wurden einige Anstrengungen unternommen, die Asian German Studies als neue Forschungsrichtung zu etablieren. Anstatt die vorherrschende weiße Sicht auf die deutsche Mehrheitsgesellschaft zu reproduzieren, zielt dieser wissenschaftliche Ansatz darauf ab, asiatische Deutsche und ihre Perspektiven in den Mittelpunkt zu stellen. Vor diesem Hintergrund möchte ich abschließend auf die Frage eingehen, welche wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Potenziale damit verbunden sind.
Kien Nghi Ha ist promovierter Kultur- und Politikwissenschaftler und leitet den Arbeitsbereich Postcolonial Asian German Studies am Asien-Orient-Institut der Universität Tübingen. Er hat an der New York University sowie an den Universitäten in Bremen, Heidelberg und Bayreuth geforscht und wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien ausgezeichnet. Als Kurator hat er u.a. im Berliner Haus der Kulturen der Welt, im Hebbel am Ufer-Theater und im Sinema Transtopia verschiedene Projekte über die asiatische Diaspora realisiert. Er hat mehr als zehn Bücher zu postkolonialer Kritik, Rassismus, Migration und Asian Diaspora veröffentlicht. Zuletzt sind die Sammelbände „Asiatische Deutsche Extended. Vietnamesische Diaspora and Beyond“ (Assoziation A 2012/2021) und „Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin“ (Assoziation A, 2024) erschienen. Für 2025 ist der Band „Anti-Asian Racism in Transatlantic Perspectives: History, Theory, Cultural Representations and Social Movements“ (transcript) geplant (Foto: © privat).
Dienstag, 12. November 2024, 13.15-14.45 Uhr, HS 888, Forum Asia Pacific
Sigmund-Haffner Gasse 18
5020 Salzburg
„Klima-Umwelt-Mensch: Naturräume Asiens im Wandel“
Univ.-Prof. Dr. Jussi GRIESSINGER
PLUS
Dienstag, 19. November 2024, 13.15-14.45 Uhr, HS 888, Forum Asia Pacific
Sigmund-Haffner Gasse 18
5020 Salzburg
„She, the Ultimate Weapon: Feminismus und Populärkultur in Japan“
Dr.in Miyuki HASHIMOTO
PLUS
Dienstag, 3. Dezember 2024, 13.15-14.45 Uhr, HS 888, Forum Asia Pacific
Sigmund-Haffner Gasse 18
5020 Salzburg
„‘Statistik mit Chinesischen Eigenschaften‘ im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik“
Univ.-Prof.in Dr.in Andrea BRÈARD
Universität Erlangen-Nürnberg
Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat China wiederholt Anstrengungen unternommen, um explizit internationalen Standards entgegenzutreten, sowohl in der statistischen Methodik als auch in der zugrundeliegenden mathematischen Theorie. Dabei wurden insbesondere chinesische Eigenschaften der Statistiken herausgearbeitet. Selbst wenn man also dem – nach einer vorübergehenden Pause im Herbst 2023 – aktuell vom Nationalen Statistischen Büro kommunizierten Wirtschaftswachstum von 5.2 % im Jahr 2023 Glauben schenkt, ist nicht sichergestellt, dass die zugrunde gelegte Berechnung des BIP die Zahl vergleichbar macht mit den anderen Industrienationen.
In dem Vortrag sollen die politisch-historischen Bedingungen analysiert werden, die zu Spannungen führten und immer wieder führen zwischen Chinas Bestrebungen, sich einerseits in eine globale quantifizierte Welt einzufügen, gleichzeitig dabei aber „chinesische Merkmale“ beibehalten möchte. Dieses Spannungsfeld bringt uns auch dazu, den kulturellen Charakter von Statistiken zu hinterfragen und die von internationalen Gremien erklärten normativen Ambitionen in Frage zu stellen.
Andrea Bréard war Professorin für Wissenschaftsgeschichte an der Université Paris-Saclay, Faculté des Sciences d’Orsay, bevor sie 2021 eine Alexander-von-Humboldt-Professur an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg führte, wo sie den Lehrstuhl für Sinologie mit Schwerpunkt auf Geistes- und Kulturgeschichte Chinas und das Amt der Vize-Präsidentin Education innehat. Ausgebildet als Mathematikerin, Sinologin und Wissenschaftshistorikerin arbeitet sie an der Schnittstelle zwischen mathematischen Wissenschaften und Sinologie, wobei ihre Forschungsthemen von der Antike bis ins 21. Jahrhundert reichen mit zahlreichen Publikationen zu Themen von der frühen Geschichte des Begriffs der Zahl in China bis zur globalen Wissensgeschichte der Statistik (Foto: © Gudrun-Holde Ortner).
Dienstag, 17. Dezember 2024, 13.15-14.45 Uhr, HS 888, Forum Asia Pacific
Sigmund-Haffner Gasse 18
5020 Salzburg
„Handel und Geopolitik im Pazifischen Raum“
Univ.-Prof. Dr. Andreas DÜR
PLUS
Dieser Vortrag gibt einen Überblick über wichtige handelspolitische Entwicklungen im pazifischen Raum und wie diese mit den zunehmenden geopolitischen Spannungen in dieser Weltregion zusammenhängen. Dabei geht es um den Handelskrieg zwischen den USA und China, den Versuch Chinas Handel als Druckmittel gegenüber Australien zu verwenden und wie sich die EU in diesen Konflikten positioniert. Es wird darauf eingegangen, wie Handel sicherheitspolitische Konflikte beeinflusst; und wie diese Konflikte Handel beeinflussen. Der Vortrag endet mit einem Ausblick auf mögliche Entwicklungen in der näheren Zukunft.
Andreas Dür ist Professor für Internationale Politik und Leiter des Fachbereichs Politikwissenschaft an der Universität Salzburg. Er forscht zu Handelspolitik, Interessengruppen und Europäischer Integration. Zu seinen Publikationen gehören The Political Influence of Business in the European Union (Michigan University Press, 2019), Insiders versus Outsiders: Interest Group Politics in Multilevel Europe (Oxford University Press, 2016) und Protection for Exporters: Discrimination and Power in Transatlantic Trade Relations, 1930-2010 (Cornell University Press, 2010). Seit 2024 leitet er das vom European Research Council mit einem Advanced Grant finanzierte Projekt GEOTRADE (Foto: © fotohech.at).
Dienstag, 7. Januar 2024, 13.15-14.45 Uhr, HS 888, Forum Asia Pacific
Sigmund-Haffner Gasse 18
5020 Salzburg
„China und Japan oder die ewige Konkurrenz um regionale Hegemonie“
Univ.-Prof.in Dr.in Susanne WEIGELIN-SCHWIEDRZIK
Universität Wien
Seit Mitte des 19.Jahrhunderts zeigt sich deutlich, dass es in Ostasien zwei Anwärter auf die regionale Hegemonie gibt. Mit der Niederlage im 1.Sino-Japanischen Krieg hat Japan erstmals diese Konkurrenz für sich entschieden und der Region eine Herrschaft auferlegt, die chinesische Herrschaftsausübung mit der Vorgangsweise europäischer Kolonialmächte vereint. Die Teilung Ostasiens nach dem 2.Weltkrieg in zwei Lager führte zunächst zu einer Pattsituation zwischen den beiden Konkurrenten, doch dauerte es nicht einmal 20 Jahre, bis Japan mit wirtschaftlichen Mitteln das erreichte, was es auf militärischem Mittel zuvor nicht hatte verwirklichen können. Es war die regional vorherrschende Macht und wurde dabei zu einem Konkurrenten der Weltmacht USA. Mit Chinas rasanter wirtschaftlicher Entwicklung ab 1978 werden die Karten wieder neu gemischt. Nun ist es China, das sich als Hegemonialmacht in der Region bemerkbar macht und wie zuvor Japan als Konkurrent zu den USA agiert.
Studium der Sinologie, Japanologie und der Politischen Wissenschaften (1973-1978) in Bonn, Peking und Bochum, Promotion 1982, Habilitation 1989 an der Ruhr-Universität Bochum. 1989-2002 Ordinaria für Moderne Sinologie an der Universität Heidelberg. 1999-2001 Prorektorin für Internationale Beziehungen an der Universität Heidelberg. 2002-2020 Professorin für Sinologie an der Universität Wien, seit 2012 k. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 2011-2015 Vize-Rektorin für Forschung und Nachwuchsförderung an der Universität Wien. Seit 2022 Mitglied des Akademierats der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Programmdirektorin für China beim Center for Strategic Analysis, Wien.
Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren in der VR China, den USA, Japan und Hong Kong.
Forschungsschwerpunkte: Chinesische Geschichte im 20. Jahrhundert, Geschichte Ostasiens, Politik und Erinnerung in der VR China, Politik und Außenpolitik der VR China. Jüngste Veröffentlichung: China und die Neuordnung der Welt, Wien: Brandstätter Verlag, 2023 (Foto: © Christoph Glanzl).
Dienstag, 14. Januar 2024, 13.15-14.45 Uhr, HS 888, Forum Asia Pacific
Sigmund-Haffner Gasse 18
5020 Salzburg
„Der Kummer des Menschen. Zum Gedanken der Endlichkeit im Werk des chinesischen Dichters Li Bai (701-762)“
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang KUBIN
Universität Bonn
Obwohl Li Bai der vielleicht bedeutendste chinesische Dichter ist, gilt sein Werk außerhalb von Ostasien als wenig erforscht. Das ist seltsam, da seine Lyrik bereits sehr früh zur Gänze ins Deutsche übersetzt worden ist. Der Vortragende ist einer der wenigen Wissenschaftler, der vielfach zu Li Bai publiziert hat. Er vertritt die Auffassung, dass sein Gegenstand zu Unrecht auf Weib, Wein und Gesang reduziert worden ist. Vielmehr gehe es in dessen Werk um die Fragen der menschlichen Existenz.
Geb. 1945 in Celle, Studium der Sinologie, Philosophie und Germanistik. Promotion (1973) und Habilitation (1981) im Fach Sinologie. 1985 Professor für Chinesisch und ab 1995 für Sinologie an der Universität Bonn. Seit 2011 zusätzlich Senior Professor in Peking, Shantou, seit 2023 in Shanghai. Als Sinologe mit dem Schwerpunkt Literatur und Philosophie arbeitet er auch als Übersetzer und Schriftsteller. Seine Publikationsliste umfasst ca. zweihundert Seiten (Foto: © Eckhard Henkel Wikimedia Commons)
Dienstag, 21. Januar 2024, 13.15-14.45 Uhr, HS 888, Forum Asia Pacific
Sigmund-Haffner Gasse 18
5020 Salzburg
„Im Kettenhemd nach Hangzhou: Die Reise des Franziskaners Odorich von Pordenone in das Yuan-zeitliche China“
Univ.-Prof. Dr. Romedio SCHMITZ-ESSER
Universität Heidelberg
Der Bericht des Franziskanermissionars Odorich von Pordenone (gest. 1331) gehörte im ausgehenden Mittelalter zu den verbreitetsten Texten in Lateineuropa überhaupt. Seine Reiseerfahrung, die ihn Anfang des 14. Jahrhunderts aus dem venezianischen Hinterland über Indien bis ins China der Yuan-Dynastie führte, gehört bis heute zu den bedeutendsten Zeugnissen einer offenen eurasiatischen Welt, in der insbesondere China und Italien in engem Austausch standen. Der Vortrag skizziert am Beispiel Odorichs die überraschenden Resultate der Mongolischen Expansion in der Mitte des 13. Jahrhunderts, um dann zu zeigen, wie der Bericht selbst in Europa aufgenommen und rezipiert wurde. Ein besonderes Interesse liegt dabei auf der Frage, welche Darstellungsabsicht Odorichs Bericht selbst verfolgte und wie lateineuropäische Perspektiven die neuen Erkenntnisse der zahlreichen Asienfahrer dieser Zeit beeinflussten und für eigene Diskurse nutzbar machten.
Romedio Schmitz-Esser ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Heidelberg. Nach einem Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck arbeitete er zunächst als Stadthistoriker der Stadt Hall in Tirol. 2008 wechselte er an die LMU in München, wo er mit einer Arbeit zum Leichnam im Mittelalter habilitiert wurde. 2014-2016 leitete er das Deutsche Studienzentrum in Venedig, bevor er als Professor für Allgemeine Geschichte des Mittelalters an die Universität Graz berufen wurde. Längere Auslandsaufenthalte führten ihn nach Rom, Paris, London, Guangzhou und an die Duke University, NC/USA. Seine Arbeit ist vor allem kulturhistorisch ausgerichtet; derzeit schreibt er an einem Buch über die Rezeption des Buddhismus im mittelalterlichen Lateineuropa (Foto: © Universität Heidelberg).