Soziologische Theorie

Der Bereich Soziologische Theorie leistet Grundlagenforschung in Form eines Wechselbezugs von empirischen Phänomenen und der Entwicklung theoretischer Konzepte: Die Analyse von Ausschnitten der sozialen Welt führt dabei zum Theoretisieren – der theoriegeleitete Blick hilft, soziale Wirklichkeit besser zu verstehen. Unsere Forschung beruht auf einem sozialkonstruktivistischen Selbstverständnis und auf der Methodologie einer Interpretativen Soziologie.
Hierdurch wird auch der Zugang zum kultursoziologischen Schwerpunkt bestimmt. Wir verstehen Kultursoziologie als eine spezifische Perspektive, die bei der Untersuchung vielfältiger sozialer Phänomene zur Anwendung kommen kann. Im Fokus dieser kultursoziologischen Perspektive steht das Zusammenspiel von Praktiken, Ordnungen, Deutungsmustern, Narrativen, Materialitäten und vor allem  Kommunikation, einschließlich deren Verbreitung, Speicherung und Steuerung mittels (Körper-)Techniken und Technologien. Neben historischen Prozessen und globalen Entwicklungen spielt außerdem der beständige Vergleich gruppenspezifischer Differenzierungen, die jeweils „eigene“ Kulturen konstituieren (jenseits nationalstaatlicher oder sonstiger, zugeschriebener Kategorisierungen), eine große Rolle.
Unsere kultursoziologische Perspektive basiert dabei auf der Annahme einer fortschreitenden transkulturellen Dynamik. Wir verstehen Transkulturalität als gesellschaftlich wirkmächtige Verflechtung unterschiedlicher kultureller Kontexte und als (zunehmenden) Normalfall, der eine kultursoziologische Perspektive leiten muss und wodurch sie gleichzeitig außerordentlich aktuell wird.

Akteurszentrierte soziologische Theorie

Historisch umfasst die akteurszentrierte Soziologie eine Zeitspanne von Montesquieu, über die schottische Moralphilosophie und die soziologischen Klassiker bis hin zur Analytischen Soziologie.
Systematisch spaltet sie sich in zwei Beschreibungs- und Erklärungsebenen auf, entlang derer sich die Paradigmenstruktur der akteurszentrierten Soziologie rekonstruieren lässt:Sie muss einerseits adäquate Akteursmodelle finden – Wieviel muss die Soziologie über ihre Akteure wissen, was bedeutet Voluntarismus als konstitutives Moment der Intentionalität und welche Erkenntnisse aus Philosophie und Neurobiologie können in eine soziologische Forschungsheuristik integriert werden.
Andererseits muss sie Abstimmungsprobleme (Reziprozität, Koordination, Kooperation, Macht etc.) zwischen Akteuren identifizieren und so zur klassischen Fragestellung sozialer Ordnungsbildung beitragen.

Zentrale Publikationen

  • Paradigmen der akteurszentrierten Soziologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwis­sen­schaften 2004.
  • Zwischen akteurszentrierter und systemtheoretischer Soziologie. Eine Klassifikation der soziologischen Paradigmenstruktur (gem. m. Norbert Gratzl und Dominik Gruber). In: Stephan Kornmesser, Gerhard Schurz (Hrsg.) (2014): Die multiparadigmatische Struktur der Wissenschaften: Koexistenz, Komplementarität und (In)Kommensurabilität. Wiesbaden: Springer VS, S. 305-335.
  • Die Rekonstruktion von Handlungen und der Voluntarismus. In: Mozetic, Gerald/Schülein, Johann August: Handlung. Neue Versuche zu einem klassischen Thema. Wiesbaden: Springer VS 2011, S. 141-161.
  • Umfrageforschung und Willensfreiheit. Zum Konzept der Entscheidungs- und Wahlfreiheit im Licht der neurophysiologischen Forschung. In: Bachleitner, Reinhard/ Weichbold Martin/ Aschauer, Wolfgang: Die Befragung im Kontext von Raum, Zeit und Befindlichkeit. Beiträge zu einer prozessorientierten Theorie der Umfrageforschung. Wiesbaden: VS Verlag 2010, S. 163-174.
  • Paradigmen in der Soziologie – Explikation, Unterscheidungen und Unterschiede (gem. m. N. Gratzl). In: Balog, Andreas/ Schülein, Johann August (Hrsg.): Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft. Erkenntnisnotwendigkeit oder Übergangsstadium? Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008, S. 81-103.
  • Handeln als Wählen und Entscheiden: Rationalität und lebensweltliche Routine. In: Balog, Andreas / Mozetic, Gerald (Hrsg.): Soziologie in und aus Wien. Frankfurt am Main: Peter Lang 2004, S. 295-314.