Die Bibliothek Leo Santifaller

Der Historiker Leo Santifaller wurde 1890 in Kastelruth (Südtirol) geboren. Nach der Leitung des Staatsarchivs Bozen wurde er 1929 an die Universität Breslau berufen, 1943 wechselte er nach Wien. Santifaller trat vor allem als gründlicher Herausgeber mittelalterlicher Quellen hervor, verfasste aber auch bedeutende historiographische Werke und Lehrbücher. Als sich die österreichische Geschichtswissenschaft nach dem zweiten Weltkrieg neu formierte, prägte Santifaller als Universitätslehrer ganze Generationen von Historikern. Im Zuge seiner Laufbahn erfuhr er zahlreiche Ehrungen und bekleidete wichtige Ämter im österreichischen Wissenschaftsbetrieb: Zehn Jahre lang leitete er das Österreichische Staatsarchiv, darüber hinaus war er Vorstand des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Direktor des Österreichischen Kulturinstituts in Rom und ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften.

Leo Santifallers Bibliothek

Die Arbeitsbibliothek Leo Santifallers ist seit Mitte der 1970er-Jahre im Besitz der Universität Salzburg. 2009 wurde ein Teil des Bestandes vom Fachbereich Geschichte an die Universitätsbibliothek übergeben. Dort erfolgte die formale Erschließung, die Aufnahme in den Online-Katalog und eine thematisch motivierte Aufteilung auf drei Zweigstellen. 2014 wurden die Bestände im Zuge eines Projekts des Universitätslehrgangs „Library and Information Studies“ an der Hauptbibliothek zusammengeführt und umfassend bearbeitet. Obwohl die Arbeitsbibliothek nicht vollständig ist (108 Titel aus Santifallers Bibliothek befinden sich heute in der Bibliothek der Erzabtei St. Peter, weitere Bände befinden sich in der Universitätsbibliothek Budějovicích) dürfte der Bestand der Universitätsbibliothek Salzburg für die ursprüngliche Zusammensetzung durchaus repräsentativ sein.
Dieser umfasst 1.981 Bände, die im Magazin der Hauptbibliothek geschlossen aufgestellt sind und in den Lesesälen benutzt werden können. Einen inhaltlichen Schwerpunkt, der mit den Forschungsinteressen Santifallers korrespondiert, bilden Publikationen zur Kirchen- und Regionalgeschichte. Hinzu kommen vor allem Publikationen aus den Fächern Kunstgeschichte, Geographie, Philosophie, Astronomie und Germanistik.
Etliche der Bücher weisen Anstreichungen und Notizen auf, die einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise Santifallers gewähren. Handschriftliche Widmungen von Freunden und Kollegen in den Büchern werfen ein interessantes Schlaglicht auf Santifallers berufliches und privates Beziehungsnetzwerk.
Anstreichungen, Widmungen und Notizen sowie andere exemplarspezifische Besonderheiten wurden im Rahmen des oben erwähnten Projektes erfasst und in einer Datenbank verzeichnet.