Erwin Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie, interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung
Ausrichtung des Erwin Kräutler-Preises für kontextuelle Theologie, interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung
Der Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie, interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung, der alle zwei Jahre vom Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen vergeben wird, möchte junge WissenschaftlerInen fördern, die sich mit jenen Fragen und Themenbereichen auseinandersetzen, für die sich Bischof Erwin Kräutler engagiert:
- Politische Theologie, Befreiungstheologie
- Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung
- interkultureller und interreligiöser Dialog
- Gender / Intersektionalität
- soziale Gerechtigkeit / Solidarität / offene Gesellschaft
- Globalisierungstheorien, Migration, kritische Entwicklungsforschung
Vorrangig berücksichtigt werden Dissertationen aus der Theologie oder aus einem ähnlichen Forschungsbereich, die in den letzten zwei Jahren vor Einreichungstermin fertig gestellt wurden.
Das Preisgeld beträgt € 3.000,-. Darüber hinaus wird die Möglichkeit angeboten, die prämierte Arbeit in der Reihe „Salzburger Theologische Studien – interkulturell“ zu veröffentlichen.
Über die Vergabe des Erwin-Kräutler-Preises entscheidet eine Jury, die zurzeit aus fünf Personen besteht:
- Univ.-Prof. Dr. Margit Eckholt (Universität Osnabrück)
- Dr. Catalina Cerda-Planas (Julius-Maximilians-Universität in Würzburg)
- P. Christian Tauchner SVD (Steyler Missionswissenschaftliches Institut, Sankt Augustin bei Bonn)
- Dr. Sebastian Pittl (Universität Tübingen)
- Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl (Universität Salzburg, Koordination des Erwin-Kräutler-Preises)
Für Konsultationen steht ein international besetztes advisory board zur Verfügung.
Das advisory board besteht aus folgenden Mitgliedern:
- Dr. Arnd Bünker, Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut, St. Gallen
- Univ.-Prof. DDr. Mariano Delgado, Universität Fribourg
- Prof. DDr. Raúl Fornet-Betancourt, RWTH Aachen
- Dr.in Magdalena Holztrattner, KSÖ, Wien
- Dr. Martin Maier SJ, Adveniat, Essen
- Dr. Josef Mautner, Salzburg
- Prof. Dr. Stefan Silber, Universität Vechta
- em. Univ.-Prof. Dr. Franz Weber MCCJ, Universität Innsbruck
- Emer. Rektor Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger, Universität Salzburg
- Univ.-Prof.in Dr.in Martha Zechmeister CJ, UCA, San Salvador
ERWIN-KRÄUTLER-PREIS 2025
Das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen an der Universität Salzburg vergibt im Oktober 2025 zum achten Mal:
ERWIN-KRÄUTLER-PREIS FÜR KONTEXTUELLE THEOLOGIE, INTERRELIGIÖSEN DIALOG UND BEFREIUNGSTHEOLOGISCHE FORSCHUNG
Weitere Informationen finden Sie hier:
EKP 2025 Ausschreibung
Erwin Kräutler Price 2025 – English
Premio Erwin Kräutler 2025 – Espanol
Premio Erwin Kräutler 2025 – Portugues
Prix Erwin Kräutler 2025 – Francais
Zur Person von Erwin Kräutler
Erwin Kräutler wurde am 12. Juli 1939 in Koblach (Vorarlberg) geboren und trat 1958 in den Orden der Missionare vom Kostbaren Blut (CCPS) ein. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie an der Universität Salzburg wurde Kräutler am 3. Juli 1965 zum Priester geweiht. Im selben Jahr ging er als Missionar in das Gebiet des Xingu, eines der großen Nebenflüsse des Amazonas in Nordostbrasilien. Am 2. September 1981 übernahm Kräutler die Leitung der Prälatur Xingu, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens (354.000 km²) mit Sitz in Altamira (Bundesstaat Pará).
Erwin Kräutlers Tätigkeit als Bischof ist geprägt von einem unermüdlichen Einsatz für die Rechte der Indios und der marginalisierten und unterdrückten Menschen im Amazonasgebiet. Weder eine Festnahme durch Militärpolizei, bei der er zusammengeschlagen wurde (1983), noch ein Mordanschlag, bei dem Kräutler durch einen Autounfall schwer verletzt wurde (1987), noch mehrfache Morddrohungen aufgrund seines Widerstands gegen das Staudammprojekt Belo Monte und seiner Anklagen einflussreicher Personen im Zusammenhang von sexuellem Missbrauch bzw. Prostitution von Kindern und Jugendlichen konnten ihn von seiner gelebten Option für die Armen abhalten.
Der bischöfliche Wahlspruch Erwin Kräutlers Servus Christi Iesu (Diener Jesu Christi) ist Ausdruck seiner Lebenshaltung und Kennzeichen einer befreiungstheologischen Orientierung, die vielen Menschen eine echte Perspektive der Hoffnung eröffnet hat. Neben zahlreichen internationalen Auszeichnungen (u. a. mit dem Right Livelihood Award 2010) wurde Erwin Kräutler am 7. Oktober 2009 das Ehrendoktorat der Universität Salzburg verliehen.
Siebte Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises
Am Donnerstag, 5. Oktober 2023 wurde um 18 Uhr der „Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie, interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung“ an Ivoneide Viana de Queiroz vergeben.
Die Preisträgerin wurde 1965 im Bundesstaat Pernambuco (Brasilien) geboren und studierte Betriebswirtschaft und Pädagogik. Mit 20 Jahren trat sie in die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Maria Stern ein und studierte Philosophie und Theologie in Olinda und Recife. 2015 schloss sie ihr Theologiestudium am Institut für Höhere Studien in São Paulo mit einem Master mit Schwerpunkt Missionswissenschaft ab und promovierte 2023 an der Päpstlichen Universität von Paraná (Curitiba, Brasilien) mit der Dissertation „Vida religiosa feminina na Amazônia entre 1970 e 2020: contribuições para uma igreja com rosto amazônica e uma ecologia integral“ zur Doktorin der Theologie. In dieser Studie verknüpft sie Fragen der Missions- und Pastoraltheologie mit feministischer und dekolonialer Forschung sowie mit der großen Herausforderung der ökologischen Krise.
Nach der Begrüßung durch den Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, Univ.-Prof. Dr. Dietmar Winkler, und den Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen, Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl, hielt P. Christian Tauchner SVD (Direktor des Steyler Missionswissenschaftlichen Instituts in Sankt Augustin bei Bonn und Mitglied der Jury) eine Laudatio, bei der er die Arbeit von Sr. Ivoneide mit den Entwicklungen der lateinamerikanischen Befreiungstheologie insgesamt verknüpfte. Die Urkunde des Erwin-Kräutler-Preises wurde schließlich von Nikola Götzl (Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Stipendienwerks Lateinamerika-Deutschland ICALA, Osnabrück) an die Preisträgerin überreicht; im Anschluss daran stellte sie das von ihr vertretene Stipendienwerk (das von Prof.in Dr. Margit Eckholt aus Osnabrück, Mitglied der Jury, geleitet wird) vor. Die Feier, die von Isabella Bravo (Gesang) und Matthias Schallaböck (Gesang und Gitarre) eindrucksvoll musikalisch begleitet wurde, schloss mit den Dankesworten von Ivoneide Viana de Queiroz, in denen sie nochmals auf das Engagement vieler (Ordens-)Frauen im Amazonasgebiet hinwies.
- Bericht der Erzdiözese Salzburg
- Bericht auf katholisch.at
- Bericht der Universität Salzburg
- Laudatio von P. Christian Tauchner
- Fotos © Johanna Voithofer, Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen
Sechste Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises
Am Donnerstag, 7. Oktober 2021 fand – auf den Tag genau zwölf Jahre nach der Verleihung des Ehrendoktorats der Universität Salzburg an Bischof Erwin Kräutler – die sechste Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises statt. Ausgezeichnet wurde die Arbeit „Missão e decolonialidade. A emergência de um novo paradigma missionário na América Latina“, mit der Dr. Stefano Raschietti im Jahr 2020 an der Päpstlichen Universität von Paraná (Curitiba) promoviert wurde.
Stefano (Estêvão) Raschietti wurde 1963 in Vicenza (Italien) geboren, trat in die Ordensgemeinschaft der „Xaverianer-Missionare“ ein und ist seit vielen Jahren in Brasilien tätig; er gehört dem „Lateinamerikanischen Netzwerk der Missionswissenschaftler*innen“ an und ist zurzeit Direktor des „Centro Cultural Conforti“ in Curitiba.
Mit seiner Studie über Mission und Dekolonialität verbindet er das Anliegen einer zeitgemäßen Missionstheologie mit der Kritik dekolonialer Theorien und trägt dadurch profiliert zum Dialog zwischen (interkultureller) Theologie und Kritischer Entwicklungsforschung bei.
Rektor Hendrik Lehnert würdigte den Erwin-Kräutler-Preis insgesamt als wichtigen Beitrag der Universität Salzburg zur Verbindung von Wissenschaft und Gesellschaft; Gemeinderat Tarik Mete betonte ebenfalls, dass das Beispiel Erwin Kräutlers, eines Absolventen der Universität Salzburg, zu einer glaubwürdigen Verbindung von sozialem Engagement und kritischer Reflexion ermutige. Christian Tauchner SVD vom Steyler Missionswissenschaftlichen Institut Sankt Augustin stellte den Preisträger persönlich vor und wies auf die engen Verbindungen zwischen ihm und Bischof Erwin Kräutler hin. Professorin Margit Eckholt von der Universität Osnabrück würdigte in ihrer Laudatio die Dissertation von Stefano Raschietti: „Das missionarische Projekt der Moderne […] wird auf dem Hintergrund dekolonialer Theoriebildung, wie sie sich in den letzten beiden Jahrzehnten in den lateinamerikanischen Sozial- und Kulturwissenschaften ausgebildet hat, in einer grundsätzlichen Weise neu in den Blick genommen, um so ein ‚anderes‘ missionarisches Paradigma mit dialogischer und dekolonialer Ausrichtung zu entwerfen, das Ethnozentrismus, Exklusivismus und Triumphalismus hinter sich lässt.“
Im Rahmen dieser Feier wurde auch eine Publikation vorgestellt, die zum 50jährigen Jubiläum des Buches „Teología de la liberación“ von Gustavo Gutiérrez erschien, das als Grundlegung befreiungstheologischer Reflexion gilt: Michelle Becka/Franz Gmainer-Pranzl (Hg.), Gustavo Gutiérrez: Theologie der Befreiung (1971/2021). Der bleibende Impuls eines theologischen Klassikers (Salzburger Theologische Studien 64, interkulturell 21), Innsbruck 2021.
Der neue Dekan Michael Zichy beschloss die Feier, die übrigens durch Gregor Unterkofler und Alexandra Lassnig-Walder musikalisch sehr ansprechend gestaltet wurde, mit einem ermutigenden Grußwort.
- Bericht der Erzdiözese Salzburg
- Bericht auf Kathpress.at
- Bericht der APA (Science)
- Laudatio von Prof. Dr. Margit Eckholt
- Fotos © A. Kolarik
FÜNFTE Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises
Am Dienstag, 8. Oktober 2019 wurde der „Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie, interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung“ zum fünften Mal vergeben, und zwar an Dr. Gideon Pam Pwakim aus Nordnigeria. Er war nach philosophischen und theologischen Studien in Makurdi (Benue State) und Jos (Plateau State) in der Erzdiözese Jos in der Pastoral tätig und absolvierte von 2012 bis 2018 ein Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, das er mit der Dissertation „The Persistence of Religious Violence in Northern Nigeria and the Search for Peaceful Co-Existence. A Theological Perspective“ abschloss. In dieser Studie reflektiert er Möglichkeiten eines friedlichen Zusammenlebens von Menschen aus verschiedenen ethnischen Gruppen und Religionsgemeinschaften und zeigt Möglichkeiten auf, die Dynamik religiös aufgeladener Gewalt aus der Perspektive eines islamischen, christlichen und traditionell-afrikanischen Verständnisses von „Gastfreundschaft“ zu überwinden. In besonderer Weise zeichnet sich diese Arbeit durch interdisziplinäre Kompetenz aus; theologische und sozialwissenschaftliche Methodik werden auf fruchtbare Weise verbunden. Der neue Rektor der Universität Salzburg, Prof. Dr. Hendrik Lehnert, würdigte die Arbeit von Dr. Pwakim und überreichte den Preis. Dr. Eneida Jacobsen aus Brasilien, die selbst im Jahr 2015 den „Erwin-Kräutler-Preis“ erhalten hatte, zeichnete in ihrer Laudatio die Anliegen der Arbeit des Preisträgers nach und ging sowohl auf die Ambivalenz von Religion(en) und ihrer Gewaltanfälligkeit, auf die gesellschaftlichen Bedingungen bzw. den Kontext von Armut als auch auf die (nicht selten ungenützten) Potentiale von Frieden und Versöhnung in den Religionen ein. Zum Abschluss der Feier wurde die deutsche Übersetzung der preisgekrönten Arbeit von Frau Jacobsen präsentiert, die in der Reihe „Salzburger interdisziplinäre Diskurse“ erschien: Eneida Jacobsen, Theologie und politische Theorie. Kritische Annäherungen zwischen zeitgenössischen theologischen Strömungen und dem politischen Denken von Jürgen Habermas, Berlin 2018. Die Feier klang mit einem afrikanischen Buffet, bereitet von Frau Monique Muhayimana aus Linz, aus.
- Pressemitteilung der Erzdiözese Salzburg
- Pressemitteilung der Universität Salzburg
- Laudatio von Dr.in Eneida Jacobsen
- Fotos der Preisverleihung
Vierte Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises
Zum vierten Mal wurde am 3. Oktober 2017 – im Rahmen der Eröffnung des Studienjahres 2017/18 – der „Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie und interreligiösen Dialog“ verliehen.
Dieser Abend war in zweifacher Hinsicht besonders: Zum einen wurde der Preis an zwei Theologen verliehen, nämlich an Dr. Sebastian Pittl für seine 2015 an der Universität Wien eingereichte Dissertation „Geschichte und Kreuz. Eine systematische Rekonstruktion des Ortes der Theologie im Denken Ignacio Ellacurías“ sowie an Dr. Stefan Silber für seine 2015 an der Universität Osnabrück eingereichte Habilitationsarbeit „Pluralität, Fragmente, Zeichen der Zeit. Aktuelle fundamentaltheologische Herausforderungen aus der Perspektive der lateinamerikanischen Theologie der Befreiung“.
Zum anderen war der Namensgeber des Preises, Bischof Erwin Kräutler, persönlich anwesend. Er leitete den Abend im vollbesetzten Hörsaal 101 mit biographischen Gedanken ein, mit Hinweisen auf die Veränderung, die die Auseinandersetzung mit der Lebensrealität im Amazonasgebiet in ihm ausgelöst hatte, sowie mit Überlegungen zur bleibenden Bedeutung der Option für die Armen in der gegenwärtigen Gesellschaft. Rektor Heinrich Schmidinger verlieh seiner Freude darüber Ausdruck, dass die Universität Salzburg mit Erwin Kräutler einen ungemein prominenten Absolventen habe, der bis heute vielen Menschen als Vorbild diene. Landesrätin Martina Berthold griff in ihrem Grußwort Überlegungen von Erwin Kräutler aus einem seiner Bücher auf, in denen er sich dagegen aussprach, sich den sogenannten „Sachzwängen“ von Politik und Wirtschaft zu unterwerfen. Die Laudatio der evangelischen Pfarrerin und Theologin Maria Katharina Moser schließlich griff das Motiv des Fragmentarischen auf, das in den beiden ausgezeichneten Arbeiten eine wichtige Rolle spiele. Zudem mache die befreiungstheologische Reflexion deutlich, dass es Theologie und Kirche nicht um sich selbst gehe, sondern um die Welt und die konkreten Menschen von heute, vor allem um die Leidenden und Armen; Moser zitierte aus der Arbeit von Sebastian Pittl: „Theologie und Philosophie Ellacurías finden ihre tiefere Einsicht, so könnte man sagen, weniger ‚in‘ sich, als ‚außerhalb‘ ihrer selbst. Sie gewinnen ihre spezifische Identität gerade dort, wo es ihnen nicht mehr sich selbst, sondern um etwas anderes geht.“ In ähnlicher Weise betont Stefan Silber in seiner Studie, dass sich Fragmentierung „gegen universalistische und essentialistische Begriffe sowie gegen totalisierende theoretische Entwürfe“ sperre und Raum schaffe „für die Beschreibung von brüchigen Identitäten, die dynamisch bleibt und auf den (gewaltförmigen) Akt der Kategorisierung zu verzichten sucht“. Eigens angereist waren zu dieser Feier auch drei Mitglieder der Jury für die Vergabe des Preises: Prof. Michelle Becka (Universität Würzburg), Prof. Margit Eckholt (Universität Osnabrück) und P. Christian Tauchner SVD (Missionswissenschaftliches Institut Sankt Augustin bei Bonn). Tenor des Abends, der musikalisch von Gregor Unterkofler und Alexandra Lassnig-Walder sehr schön begleitet wurde, war die Überzeugung, dass eine nicht angepasste, sehr wohl aber wandlungsfähige Theologie der Befreiung angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen nötiger sei denn je. Zum Abschluss der Feier wurden zwei neue befreiungstheologische Publikationen vorgestellt: Die Arbeit von Stefan Silber, die als Band 58 in der Reihe „Salzburger theologische Studien, interkulturell 19) erschienen ist, sowie ein umfangreicher Sammelband: Franz Gmainer-Pranzl/Sandra Lassak/Birgit Weiler (Hg.), Theologie der Befreiung heute. Herausforderungen – Transformationen – Impulse, ebenfalls erschienen in den „Salzburger theologischen Studien (Band 57, interkulturell 18).
- Laudatio von Maria Katharina Moser
- Pressemitteilung der Universität Salzburg
- Fotos der Uni Salzburg auf flickr
- Fotos von Uschi Herzog-Kluppenegger
Dritte Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises
Am 6. Oktober 2015 wurde der „Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie und interreligiösen Dialog“ zum dritten Mal vergeben: an Frau Dr. Eneida Jacobsen. Sie hat die Jury des Preises mit ihrer Dissertation Teologia e teoria política: Aproximações críticas entre correntes da teologia contemporânea e o pensamento político de Jürgen Habermas [Theologie und politische Theorie: kritische Annäherungen zwischen Tendenzen der gegenwärtigen Theologie und dem politischem Denken von Jürgen Habermas] überzeugt.
Eneida Jacobsen wurde 1986 im Bundesstatt Espírito Santo (Südostbrasilien) geboren; sie studierte Theologie an der evangelisch-theologischen Hochschule Faculdades EST in São Leopoldo im südlichsten Bundesland Rio Grande do Sul und absolvierte ein Studienjahr an der Universität Göttingen, das vom Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes unterstützt wurde. Ihr Master- und Doktoratsstudium an der EST wurde von Prof. Rudolf von Sinner begleitet und vom Brasilianischen Wissenschaftsrat CNPq gefördert. Im Jahr 2013 studierte Eneida Jacobsen mit einem Stipendium der Wissenschaftsagentur CAPES als „visiting doctoral student“ am Princeton Theological Seminary in den USA. Nach ihrer Promotion in Theologie (2015) begann Eneida Jacobsen ein philosophisches Doktoratsstudium an der Villanova University (Philadelphia, USA). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Befreiungstheologie, Befreiungsphilosophie, Kritische Theorie, Sozialphilosophie und Politische Philosophie. Eneida Jacobsen hat viele wissenschaftliche Beiträge verfasst, ist Mitherausgeberin der Reihe „Teologia Pública“ (São Leopoldo) und hält Vorträge in Nord- und Südamerika, Afrika und Europa.
Die Beziehung zwischen der Gesellschafts- und Kommunikationstheorie von Jürgen Habermas und (befreiungs-)theologischen Diskursen sieht Eneida Jacobsen im Zusammenhang von Lebenswelt, Öffentlichkeit und politischem System gegeben. Eine lebensweltlich verankerte Theologie, so die zentrale These dieser Dissertation, weist ein demokratiepolitisches Potenzial auf, das – auf Grundlage eines Dialogs zwischen der politischen Theorie von Habermas und gegenwärtigen Ansätzen der Befreiungstheologie/öffentlichen Theologie – für den in der Öffentlichkeit geführten kommunikativen Prozess fruchtbar gemacht werden kann. Der innovative Beitrag dieser Dissertation, Befreiungstheologie als öffentliche Theologie weiterzuführen, hat dem Diskurs politischer Theologie zweifellos einen wichtigen und anschlussfähigen Impuls vermittelt.
- Laudatio von Rektor Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber (KU Linz)
- Pressetext der Erzdiözese Salzburg
- Fotos der Preisverleihung
Zweite Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises
Der zweite „Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie und interreligiösen Dialog“ wurde am 7. Oktober 2013 an Frau Dr. Barbara Lukoschek vergeben. Ihre im Jahr 2012 an der Universität Tübingen eingereichte Arbeit trägt den Titel:
„Weisheit der Befreiung im Dialog. Engagierter Buddhismus und Befreiungstheologie im Vergleich ihrer wirtschaftsethischen Perspektiven und praktisch-theologischen Konsequenzen“.
Angesichts der globalen Herausforderungen des Armutsproblems und der Wirtschaftskrise verfolgt Barbara Lukoschek in ihrer Dissertation das Anliegen, einen interreligiösen Beitrag zur Orientierung zu leisten, der in die Tiefe der religiösen Welt- und Selbstdeutung des Menschen hineinreicht: Welche Wege der Analyse und Bewältigung weisen das Christentum und der Buddhismus auf? Und wie können sich diese gegenseitig ergänzen und bereichern?
Lukoschek entschlüsselt mit schwerpunktmäßigem Bezug auf den Jesuiten Aloysius Pieris (Sri Lanka) und den Theravāda-Mönch P.A. Payutto (Thailand) die ethische und soteriologische Systematik hinter den Positionen der Befreiungstheologie und des Engagierten Buddhismus. Wirtschaftsethisch konkretisiert wird der komparative Ansatz durch den interdisziplinären Brückenschlag zu den Wirtschaftswissenschaftlern Franz Josef Hinkelammert und Karl-Heinz Brodbeck. Er mündet in einer kritisch-konstruktiven Analyse des gegenwärtigen Wirtschaftssystems des totalen Kapitalismus im Kontext neoliberaler Globalisierung. Mit der Untersuchung der von Pieris und Payutto eingeschlagenen Wege zur Überwindung des Mammon in psychologischer und soziologischer Dimension deckt Lukoschek das sowohl in der Befreiungstheologie als auch im Engagierten Buddhismus integrierte Komplementaritätspaar „Freiheit“ und „Hingabe“ auf. Der Dialog zwischen der Befreiungstheologie und dem Engagierten Buddhismus eröffnet Wege zur vertieften Integration beider einander ergänzender und korrigierender Pole.
Barbara Lukoschek studierte Katholische Theologie, Anglistik und Psychologie an den Universitäten Münster und Freiburg sowie in Exeter (UK), war von 2005-2008 Kollegiatin und Stipendiatin des interdisziplinären Graduiertenkollegs „Globale Herausforderungen – transnationale und transkulturelle Lösungwege“ an der Universität Tübingen und absolvierte das Promotionsstudium in Ökumenischer Theologie und Dogmatik an der Universität Tübingen. 2009/10 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik des katholischen Religionsunterrichts und der Religionspädagogik (Universität Tübingen, Prof. Georg Langenhorst).
Die feierliche Preisverleihung fand am Montag, 07.10.2013 um 18.00 Uhr an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg statt.
Erste Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises
Am 7. Oktober 2011 wurde der Erwin-Kräutler-Preis zum ersten Mal vergeben. Ausgezeichnet wurde Dr. Birgit Weiler MMS für eine Arbeit, mit der sie 2011 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M. promoviert wurde:
„Mensch und Natur in der Kosmovision der Aguaruna und Huambisa und in den christlichen Schöpfungsaussagen. Eine vergleichende Studie zum interkulturellen und interreligiösen Dialog im Kontext Perus in praktisch-theologischer Perspektive“
(Forum Religionspädagogik interkulturell, 19), Berlin 2011.