Erika-Weinzierl-Preise 2023



Marlen MAIRHOFER: „In Austausch begriffen. Ökonomien der Differenz bei Marlen Haushofer, Ingeborg Bachmann und Hélène Cixous“

  • Kulturwissenschaftliche Fakultät, Fachbereich Germanistik, Dissertation
  • Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Werner Michler

In Austausch begriffen. Ökonomien der Differenz bei Marlen Haushofer, Ingeborg Bachmann und Hélène Cixous widmet sich den österreichischen Autorinnen Marlen Haushofer und Ingeborg Bachmann und der französischen Autorin und Theoretikerin Hélène Cixous. Die darin vorgelegten Lektüren von Haushofers letztem Roman Die Mansarde (1969) und Bachmanns Romanfragment Das Buch Franza (1965/66) erfolgen entlang von Cixous’ Annahme, dass Schrift eine libidinöse Produktion sei und dass man zwischen einer ‚männlichen‘ und einer ‚weiblichen‘ libidinösen Ökonomie unterscheiden könne. Die Begriffe, mit denen Cixous operiert, sind dabei nicht als identitätskonstituierende Zuschreibungen zu verstehen, sondern als Versuche der Annäherung an produktive Differenzen, die – noch immer – häufig entlang von Geschlechtsunterschieden gedacht werden. Cixous’ stets veränderliche Konzepte, die sich in und als Literatur Ausdruck verschaffen, fungieren nicht in erster Linie als Meta- oder Sekundärtext zu Haushofer und Bachmann, sondern als gleichberechtigte Stimme. Im Kontext der literarischen und theoretischen Entwicklungen der 1960er Jahre eröffnen alle drei Autorinnen unterschiedliche, einander überraschend ergänzende Zugänge zu gemeinsamen Themen wie der Frage danach, wie Kommunikation aufrechterhalten werden kann, wenn der Austausch von Signifikanten unmöglich scheint, wie mit (sprachlichen und materiellen) Erbschaften umzugehen ist und wie der Ausfall von Sinneskanälen erfordert, die eigene Wahrnehmung auf die Probe zu stellen. Neben motivischen Untersuchungen der Texte und einer Übersicht über gängige rezeptionsgeschichtliche Narrative über die Autorinnen wird auch die Ökonomie des Materials, der Textentstehung und Textträger von Die Mansarde und Das Buch Franza in den Blick genommen.


Val MENEAU: „Dance Sport’s Economy of Desire – a Dispositive Analysis of Heteronormative Gender Binary in Latin American Competitive Dancing“

  • Kulturwissenschaftliche Fakultät, Fachbereich Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft, Dissertation
  • Betreuerin: Univ.-Prof.in Dr.in Nicole Haitzinger

In dieser Dissertation werden die Elemente untersucht, die zur Verfestigung der heteronormativen Geschlechterbinarität im lateinamerikanischen Turniertanz beitragen. Dieses Forschungsprojekt konzentriert sich auf die Turnierordnungen, die Kleiderordnungen, die vom Welttanzsportverband festgelegten Qualitätskriterien, die Technikbücher, die den Tanz definieren, und die Erklärungen von Experten zu den tänzerischen Rollen des Leaders und Followers. Durch die Suche nach dem Parameter ‚Geschlecht‘ im Tanz und in den Vorschriften werden die grundlegendsten Mechanismen aufgedeckt, die die Unterdrückungssysteme sichern, und künftige Arbeiten darüber vorbereitet, wie die Tänzer:innen davon betroffen sind und welche Elemente der Veränderung umgesetzt werden könnten.

Indem sie die vielfältigen Formen der Vergeschlechtlichung von Tänzerinnen und Tänzern beleuchtet und den Fokus auf die Diskriminierung von geschlechtsnichtkonformen, trans* und nicht-binären Menschen richtet, leistet die Arbeit einen Beitrag zu den Bereichen Gender Studies, Queer Studies und Dance Studies. Diese Arbeit ist besonders wichtig, denn auch wenn der Tanzsport leicht als ‚populär‘ oder ‚low-class‘ abgetan werden kann, handelt es sich doch um eine globale, milliardenschwere Industrie, die Tausende von professionellen und Amateur-Tänzer:innen und Zuschauer:innen auf der ganzen Welt beschäftigt und unterhält. Und es handelt sich um einen zentralen Ort, in dem Geschlechternormen inkorporiert werden.

Die Entschlüsselung der vielen Elemente, die zur Reifizierung der heteronormativen Geschlechterbinarität und ihrer Konstruktion beitragen, ist ein notwendiger erster Schritt, um sich alternative Zukünfte vorzustellen und gegen unterdrückerische Strukturen und Praktiken vorzugehen. Somit stellt diese Arbeit einen ersten Schritt zur Veränderung in einem überwältigend diskriminierenden Umfeld dar.



Erika-Weinzierl-Stipendium 2023



Fatemeh REZAEE: „Afghan Refugee Women’s Agency through Non-Formal and Informal Education: A Postcolonial Feminist Perspective“

  • Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Dissertation
  • Betreuerin: Univ.-Prof.in Dr.in Birgit Bütow

Delving into the critical phase of my PhD research, I am absorbed in analyzing data with a fresh perspective on the notion of empowerment as experienced by Afghan refugee women in Salzburg. My interdisciplinary study bridges education, social sciences, and gender studies to illuminate the complex, often overshadowed experiences of these women. Through ethnographic methods and biographical-narrative interviews, my goal is to reveal the distinctive lenses through which they view and enact empowerment amidst their resettlement experiences.

The crux of my research is the reimagining of empowerment as a deeply individual and situational experience, as expressed by the Afghan women themselves. This pivotal change places emphasis on their authentic narratives over external definitions, fostering a more accurate and self-empowering account of their lives. In analyzing the data with the Fall reconstruction method, I am committed to intricately capturing every facet of their stories, crafting a layered understanding of their empowerment.

This research transcends scholarly investigation; it is a commitment to elevate the voices of Afghan refugee women, reinterpret empowerment in their own words, and challenge prevailing perceptions in migration studies. It is a dedication to not merely study but to actively engage in the lives of these women through the profound influence of education and insight.