Projekte der Wabe „Mehrsprachige Schule“
Sprachlernen neu denken (SND): Vernetzte Sprachenbildung im Kontext der Entwicklung des neuen Lehrplans für die Handelsakademie (bundesglobalfinanziertes Projekt seit Jänner 2024)
Kurzbeschreibung: Parallel zur aktuellen Lehrplanentwicklung für das neue Unterrichtsfach ‚Internationale Kommunikation mit Fokussprache‘, die auf dem Rahmenkonzept „Vernetzte Sprachenbildung“ basiert (Atzlesberger, Frauscher, Rückl & Volgger-Bahensky 2023) entstehen an der Universität Salzburg im Bereich der Didaktik der romanischen Schulsprachen prototypische Unterrichtsmaterialien für die Fokussprachen Französisch, Italienisch und Spanisch im 1. Lernjahr, um die Implementierung der innovativen Lehrplanvorgaben in den Schulalltag sicherzustellen. Das didaktische Konzept ist auf die Valorisierung und Förderung von Mehrsprachigkeit unter besonderer Berücksichtigung unterschiedlicher Herkunfts- und Familiensprachen ausgerichtet. Die Unterrichtsmaterialien werden im Rahmen einer Pilotstudie an drei Handelsakademien evaluiert. Die Pilotierung folgt aufgrund der parallel stattfindenden Lehrplanarbeit einem straffen Zeitplan und schließt zwei Masterarbeiten zu den Bereichen Sprachlernfreude und KI-basierte digitale Tools sowie eine Dissertation zur Rezeption ressourcenvalorisierender, sprachenvernetzender Aufgabenformate in unterschiedlichen Kompetenzbereichen mit ein. Die evidenzbasierten Erkenntnisse dieser Forschungsarbeiten fließen in die Überarbeitung der pilotierten Unterrichtsmaterialien ein, um Lehrpersonen und Lehrwerkautor/innen prototypische Aufgabenformate für die Umsetzung der innovativen Lehrplanvorgaben an die Hand zu geben, mit denen die Handelsakademie eine Vorreiterrolle hinsichtlich der Umsetzung (supra)nationaler sprachenpolitischer Ziele einnimmt. Vorgesehen ist eine mehrperspektivische empirische Untersuchung zur Rezeption dieser Unterrichtsmaterialien aus Sicht der Schüler:innen
Atzlesberger, Ute, Frauscher, Bernadette, Rückl Michaela & Volgger-Bahensky, Marie-Luise: Rahmenkonzept ‚Vernetzte Sprachenbildung‘ für den HAK-Lehrplan 2025. Stand August 2023. https://www.hak.cc/die-hak-has/haktuell/post/rahmenkonzept-vernetzte-sprachenbildung-fuer-den-hak-lehrplan-2025
7. Workshop Modern Linguistics and Language Didactics ( LiDi 2025): Normfragen im Sprachunterricht: Linguistische und didaktische Perspektiven (Internationaler Workshop vom 23. bis 25. April 2025)
Der Umgang mit Normen ist wohl eine der Schlüsselfragen für das Selbstverständnis des Sprachunterrichts und von Sprach-Lehrenden. Lehrpersonen haben es im Sprachunterricht mit einer Vielzahl von Normen zu tun, die sich hinsichtlich Skopus, Genese, Status und Relevanz unterscheiden. Neben den impliziten subsistenten Normen jeglicher Sprachen und Varietäten sind dies klar kodifizierte, amtlich verbindliche und präskriptiv zu lesende Schreibnormen (wie das Amtliche Regelwerk für die deutsche Rechtschreibung), aber auch Kodizes zu Grammatik, Aussprache und Stil, die mehr oder weniger evidenz- und gebrauchsbasiert erstellt und mehr oder weniger de- oder präskriptiv gelesen werden. Darüber hinaus spielen aber in der Sprachdidaktik nicht nur rein sprachliche Normen eine Rolle, sondern auch (transitorische) didaktische Normen (Valdman 1966; Feilke 2015) wie etwa (schulische) Textsortennormen. Da didaktische Normen Instrumente zur Förderung des Erwerbs (u.a. von außerschulischen Zielnormen) sein sollen, gilt es zu prüfen, ob die jeweilige didaktische Norm in einem angemessenen Verhältnis zu einer entsprechenden akzeptablen (außerschulischen) Zielnorm steht, von den Lernenden (sprach-)entwicklungsbedingt verarbeitet werden kann und ob sie das Erreichen des intendierten Erwerbsziels tatsächlich unterstützt. Fragen und Probleme im Umgang mit verschiedenen Normen kreisen um die linguistische Basis, um das Verhältnis von Deskription und Präskription, aber auch um notwendige Wissen und die kritische Reflexion von künftigen Lehrpersonen.
Im Workshop sollen diese und weitere Fragen, die sich aus dem Spannungsfeld zwischen Norm und Variation, Normerfüllung und (kritischer) Normreflexion und nicht zuletzt zwischen Linguistik und Didaktik im Kontext von mehrsprachiger Schule ergeben, diskutiert werden.
Als Hauptvortragende konnten Prof. Jörg Kilian (Universität Kiel), Prof. Sandra Götz-Lehmann (Universität Marburg) und Assoz. Prof. Jutta Ransmayr (Universität Wien) gewonnen werden.
SME: Sprache MACHT Europa – Sprachenvielfalt als Ressource in Schule und Lehrer:innenbildung (Erasmus+-Projekt 01/2022 bis 01/2025)
Gemeinsam mit den Universitäten Eichstätt und Straßburg sowie Schulen in Deutschland, Frankreich und Österreich wurde ein Projekt zu Mehrsprachigkeit im Kontext von Schule und Lehrer:innenbildung durchgeführt. Übergeordnetes Ziel war eine Haltungsänderung aller am Schulleben Beteiligten hin zu einem europäischen Sprachenbewusstsein und der Wahrnehmung von kultureller Vielfalt als Mehrwert. Dafür wurden sprachendidaktische Konzepte und Materialien auf Basis eines Mehrsprachenkompetenzmodells entwickelt sowie an den Partnerschulen implementiert und evaluiert, um hohe Effizienz und standortspezifische Adaptierbarkeit zu erreichen. Die Konzepte heben u.a. auf die multimodale Gestaltung von Lernarchitekturen ab (linguistic schoolscaping) und sollen interaktive, kreative und performative Sprachlernerfahrungen ermöglichen. Zudem wurde ein interkulturelles Schulentwicklungskonzept mit besonderer Berücksichtigung der Erziehungspartnerschaften mit Eltern erarbeitet, erprobt und evaluiert. Die Erkenntnisse fließen in transnationale Aus- und Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer:innen in den Partnerländern und im Kosovo ein. Der Fokus liegt auf kollaborativen Lernformen, der Sichtbarmachung sprachlich-kultureller Diversität, sprachlicher Mediation sowie dem Aufbau von Mehrsprachigkeitskompetenz. Für Produkte und Ergebnisse siehe: https://linguacreativa.eu/
Weitere Projekte, in denen die Mitglieder der Forschungswabe aktiv sind/waren:
SpraViVe: Sprachliche Vielfalt verstehen, wertschätzen und ausbauen (1/10/19 → 31/12/23, gefördert vom Land Salzburg) https://spravive.com/
SMS: Spaß mit Sprachen. Lehr- und Materialienentwicklungsprojekt unter Einbezug von Masterstudierenden der Romanistik (seit 01/2020) https://sprachenspassplus.soe-sbg.at/ , ausgezeichnet mit dem Förderpreis für Kinder- und Jugendprojekte des Kulturfonds Salzburg 2024 (Informationen unter Förderpreis für Kinder- & Jugendprojekte Archive – Kulturfonds)
In den genannten Projekten werden u.a. Unterrichts- und Workshopmaterialien entwickelt und erprobt, Befragungen rund um die Relevanz von Mehrsprachigkeit für sämtliche Akteur:innen des schulischen Alltags durchgeführt, aber auch Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte konzipiert und durchgeführt. Basierend auf den Erkenntnissen der Forschungs- und Entwicklungsarbeit soll die Professionalisierung der Lehrkräfte im Rahmen einer sprachlich und kulturell offenen Schule und die systematische Nutzung und Optimierung des gesamtsprachlichen Repertoires der Lernenden im Rahmen einer modernen Mehrsprachigkeitsdidaktik vorangetrieben werden.