Rückblick 2025
Veranstaltungen
Literaturfrühstück: „Züri brennt, Salzburg pennt!“
Am 6. November fand um 10:30 Uhr im Literaturhaus Salzburg ein Literaturfrühstück statt, das sich der Salzburger Gegenkultur der 1970er und 1980er Jahre widmete.
Unter dem Titel „Züri brennt, Salzburg pennt!“ beleuchtete Bernhard Judex (Literaturarchiv Salzburg) die Entwicklung einzelner Kulturinitiativen, die sich als Alternativentwurf zur Hochkultur und insbesondere zu den Salzburger Festspielen verstanden.
Neben der seit 1975 bestehenden Zeitschrift SALZ ist hier beispielsweise an die aus dem studentischen Umfeld hervorgegangene Schreibgruppe projekt-IL um Christine Haidegger, die Kulturinitiative Gegenlicht oder die Debatten um ein Kulturzentrum im Petersbrunnhof zu denken. Ab 1981 war das ehemalige Brauereiareal am Rainberg ein Brennpunkt junger, kulturell engagierter Aktivist:innen, aus dem sich später die ARGE Kulturgelände Nonntal entwickelt hat. Viele der damals entstandenen Programme und Einrichtungen, die heute aus Salzburg nicht mehr wegzudenken sind, gehen auf die Initiative einzelner Personen zurück, so etwa Alfred Winter, der 1971 die Szene der Jugend ins Leben gerufen hat, oder Christian Wallner, dem Mitbegründer des Kabarett-Festivals MotzArt.
Weitere Details zur Veranstaltung finden Sie hier!
TRAKL-FORUM 2025
Karoline Brandauer (1925–1989) – Ein Abend zum 100. Geburtstag der Trakl-Preis-Trägerin
Eine Veranstaltung der Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte, in Kooperation mit dem Stefan Zweig Haus / Literaturarchiv Salzburg
Dienstag, 4. November 2025, 19 Uhr Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte, Trakl-Haus, Waagplatz 1a
Im Juni 2025 hat das Literaturarchiv Salzburg den Nachlass der Lyrikerin Karoline Brandauer als Schenkung erhalten. 1925 in Adnet geboren, lebte sie seit frühester Kindheit in Oberndorf bei Salzburg, wo sie später als Gemeindebedienstete arbeitete. Ab Ende der 1940er Jahre veröffentlichte sie erste lyrische Texte, etwa 1954 in Hans Weigels Stimmen der Gegenwart und, an der Seite von Gerhard Amanshauser und Thomas Bernhard, in der Salzburger Anthologie Die ganze Welt in meines Herzens Enge. 1957 wurden ihre Gedichte mit dem Georg-Trakl-Anerkennungspreis ausgezeichnet. Neben zahlreichen verstreuten Texten erschien 1969 der Lyrikband Vor einem Haselzweig, der 1984, fünf Jahre vor ihren Tod, neu aufgelegt wurde.
Aus Anlass des 100. Geburtstages von Karoline Brandauer widmete sich das „Trakl-Forum“ dem Werk der Lyrikerin: In Lesungen von Katharina Wawrik, Gesprächen und Präsentation mit und von Peter Maier (Oberndorf), Harald Gschwandtner und Lina Maria Zangerl (beide Literaturarchiv Salzburg) gaben wir einen Einblick in Karoline Braundauers Leben und Werk und stellten ausgewählte Materialien aus dem Nachlass vor. Karoline Brandauer, fest verwurzelt in der christlichen Tradition wie der literarischen Moderne, erweist sich dabei als literarische Stimme, deren Wiederentdeckung sich lohnt.
Wir danken für den zahlreichen Besuch der Veranstaltung und die anregenden Gespräche!
Buchpräsentation: Was machen wir aus unserem Leben? Ingeborg Bachmann und Heinrich Böll. Der Briefwechsel.
Der Briefwechsel mit Ingeborg Bachmann erschien im Juni 2025 anlässlich des 40. Todestages von Heinrich Böll als Band 12 der Salzburger Bachmann Edition. Er dokumentiert die herzliche Freundschaft zweier Autoren, die sich 1952 kennenlernten, noch bevor ihre Karrieren durchstarteten, und einander durch alle Phasen Mut zusprachen. Die Freundschaft hielt trotz aller Gegensätze – auch durch die gewechselten Briefe – über zwei Jahrzehnte und es war Heinrich Böll, der nach dem tragischen Unfalltod von Ingeborg Bachmann den Nachruf im Spiegel für sie verfasste.
Die Buchpräsentation des Bandes fand am 13. Oktober 2025 um 19:30 Uhr im Literaturhaus Salzburg in der Reihe „Forum Literaturwissenschaft“ des Literaturforums Leselampe in Kooperation mit dem LAS statt. Renate Langer, die Herausgeberin, gab Einblicke in den Editionsprozess und den Briefwechsel – der Autor des Vorworts und Gründer der Salzburger Bachmann Edition, Hans Höller, war leider aufgrund von Krankheit verhindert. Katharina Wawrik und Hannes Flaschberger lasen ausgewählte Textstellen.
Wir bedanken uns bei allen Besucher*innen der Veranstaltung für den regen Austausch!
30. Bernhard-Tage St. Veit im Pongau
Von 10. bis 11. Oktober 2025 fanden in St. Veit im Pongau die 30. Thomas-Bernhard-Tage statt. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums lautete das Motto „Thomas Bernhard wirkt“. Der Schauspieler Johannes Silberschneider las am Freitagabend aus Werken des Autors. Am Samstag referierten internationale Expertinnen und Experten zu Thomas Bernhard, und Susanne Kuhn, dessen Schwester, präsentierte ihr soeben erschienenes, von Nicolas Mahler illustriertes Buch „Drei Wochen mit Thomas Bernhard in Torremolinos“ (Korrektur Verlag). Den Rückblick auf das detaillierte Programm finden Sie hier. Wir danken für den zahlreichen Besuch!
Ein Abend zu Karl Kraus‘ Die letzten Tage der Menschheit
Die Salzburger Festspiele inszenieren diesen Sommer Karl Kraus’ Weltkriegstragödie Die letzten Tage der Menschheit im Rahmen einer Koproduktion mit dem Burgtheater Wien auf der Perner-Insel. Am Vorabend der Premiere widmete das Literaturarchiv diesem bedeutenden Text der literarischen Moderne am 24. Juli 2025 eine Veranstaltung: Thomas Traupmann vom Fachbereich Germanistik stellte im Europasaal der Edmundsburg (Mönchsberg 2) sein Buch Fortschreibende Vertextung. Zur Poetik des Dramenprojektes ‚Die letzten Tage der Menschheit‘ von Karl Kraus vor.
Im Gespräch mit Caitríona Ní Dhúill gab er eine Einführung in den Text sowie Einblicke in Kraus’ Arbeitsprozess. Der Schauspieler Max Paier las Auszüge aus Kraus’ Dramenprojekt. Zugleich wurde an diesem Abend die Neuausgabe von Karl Kraus’ Letzten Tagen der Menschheit präsentiert, die im Jung und Jung Verlag erschienen ist und zu der Thomas Traupmann ein Nachwort verfasst hat.
Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden und Besucher:innen für den regen Austausch über Kraus‘ eindrucksvollem Text!
Bachmann Media I: Konturen des Filmischen
Ingeborg Bachmanns Beziehungen zum Medium Film sind vielfältig. Sie versuchte sich nicht nur wiederholt als Drehbuchautorin und wob in ihre Texte intermediale Anspielungen ein – ihre Person war auch selbst ein begehrtes Filmobjekt und ihre Werke wurden von bekannten Filmemachern wie Michael Haneke oder Werner Schroeter verfilmt. Der Workshop am 17. Juni widmete sich den vielfältigen Konturen des Filmischen bei Bachmann und damit weniger bekannten Facetten der Autorin, die sich in der Auseinandersetzung mit den technischen Möglichkeiten des modernen Mediums ganz auf der Höhe der Zeit zeigt.
PROGRAMM
10:00 Andrea Kresimon: „Ich möchte gern noch einen Film machen …“ – Ingeborg Bachmann als Drehbuchautorin
11:00 Thomas Ballhausen: Zwischen Umschrift und ‚cauchemar‘: Medienhistorische Perspektiven auf Ingeborg Bachmanns Film-Bilder
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14:00 Anna Stadler: Suchanfrage: Ingeborg Bachmann – ein Videoverlauf
15:00 Manfred Mittermayer: „Die Bilder im Roman“. Zu Ingeborg Bachmanns Verfilmungen
Die Veranstaltung war eine Kooperation zwischen der Interuniversitären Einrichtung Wissenschaft und Kunst (Paris Lodron Universität Salzburg / Universität Mozarteum), dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv (Universität Innsbruck) und dem Literaturarchiv Salzburg. Weitere Informationen finden Sie hier.

Tage der Archive 2025 – Wende*punkte
Von 2. bis 7. Juni fanden auch in diesem Jahr wieder die Tage der Archive statt – mit 17 teilnehmenden Institutionen. In einer Woche voller vielfältiger Veranstaltungen zeigten sie, wie unterschiedlich Archivarbeit aussehen kann, wie verschieden die Sammlungen sind und was es in den Archiven der Stadt Salzburg zu entdecken gibt.
Auch das Literaturarchiv Salzburg war wieder mit täglich thematisch wechselnden Veranstaltungen dabei.
Den Auftakt machte am Montag der Workshop „Von Exil und Neuanfang“, der sich dem Briefwechsel von Lotte und Stefan Zweig mit Familienangehörigen im Exil zwischen 1938 und dem Tod des Ehepaars 1942 widmete. Am Dienstag beleuchtete eine Lesung den Weg von der Archivrecherche über die literarische Verarbeitung bis hin zur Publikation – am Beispiel des Romans Die letzten Tage von Martin Prinz. Die Herausforderungen der Editionsarbeit sowie Wendepunkte im Schreiben Ingeborg Bachmanns standen im Mittelpunkt der Buchpräsentation „Ein Ort für Zufälle“ am Mittwoch. Am Donnerstag ging es im Workshop „Wende*punkte der Ordnung“ um das private digitale Archiv: Gemeinsam erarbeiteten wir Strategien zur digitalen Archivierung und zur Strukturierung persönlicher Datenbestände. Den Abschluss der Archivwoche bildete am Freitag die Führung „Archiv im Umbruch“ durch die aktuellen Ausweichquartiere des Literaturarchivs. Dabei drehte sich alles um die Herausforderungen, ein gesamtes Archiv an einen neuen Standort zu übersiedeln.
Nähere Informationen zum Programm finden Sie hier.
17. Literaturfest Salzburg
Das 17. Literaturfest Salzburg, das von 14. bis 18. Mai in seine vielen Veranstaltungsstätten zum Erleben von Literatur einludt, rückte in diesem Jahr die Salzburger Autorin Meta Merz in den Fokus. Schon zur Programmpräsentation fand eine fantastische künstlerische Intervention von Frieda Paris und Benjamin Lageder zu Meta Merz statt. Wir hoffen sehr auf Wiederholung!
Sätze aus den Werken von Merz zierten heuer als Schaufensterzitate die Scheiben in der Salzburger Altstadt. Und das führt zu einem Programmpunkt des Literaturfests, das Interessierten gleich zwei Mal die Gelegenheit gab, diese Sätze von Meta Merz im Original in Augenschein zu nehmen: Am 15. und 16. Mai fand im Literaturarchiv je eine Führung durch die literarische Werkstatt der Autorin statt.
Weitere Highlights des Literaturfests Salzburg 2025 finden Sie hier.
Zehn Bände Salzburger Bachmann Edition – Von „Male oscuro“ bis „Senza casa“
Zehn Bände der Salzburger Bachmann Edition sind bereits erschienen – ein guter Anlass für eine Präsentation der in den deutschsprachigen Medien überaus positiv wahrgenommenen Ausgabe. Am 6. März 2025 um 19 Uhr gaben die beiden Gesamtherausgeberinnen Irene Fußl und Uta Degner im Europasaal (Edmundsburg, Mönchsberg 2) einen kurzen Einblick in die bereits erschienenen Bände. Manfred Mittermayer sprach mit Hans Höller und Irene Fußl über die Anfänge und Intentionen der Salzburger Bachmann Edition, mit Silvia Bengesser führte er ein Gespäch über die zuletzt unter dem Titel „Senza casa“ veröffentlichten Autobiographischen Skizzen, Notate und Tagebucheintragungen, die sie gemeinsam mit Isolde Schiffermüller und Gabriella Pelloni herausgegeben hat. Katharina Wawrik las ausgewählte Notate. Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden und Besucher:innen für diesen geistreichen und schönen Abend!