Mina Miyamoto

FachbereichKunstgeschichte
HauptbetreuerUniv. Prof. Mag. Dr. Renate Prochno-Schinkel (FB Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft)
NebenbetreuerUniv. Prof. Dr. Alexander Zerfaß (Liturgiewissenschaft)
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Thema der DissertationKostbare Textilien als Vorhänge in mittelalterlichen Handschriften
AbstractDas Dissertationsprojekt widmet sich den Textil-Vorhängen in mittelalterlichen Handschriften, die auf den Pergamenten befestigt sind und dazu dienen, Miniaturen und Initialen abzudecken. In der Forschung wurde die Funktion der Vorhänge bislang als Schutz angenommen. In letzter Zeit steht jedoch die Bedeutung der Ver- und Enthüllung der Bilder in sakralen Handschriften – sowohl liturgisch als auch außerhalb der Liturgie – im Fokus. Allerdings fehlt eine grundlegende Untersuchung darüber, in welchem Zeitraum, in welchen Regionen und bei welchen Buchgattungen die Darstellungen durch Textilien abgeschirmt werden. Im Rahmen des Dissertationsprojekts werden die Textil-Vorhänge in mittelalterlichen Handschriften anhand der folgenden drei Aspekten analysiert.
Zuerst erfolgen eine systematische Einordnung und Textilanalyse. So viele Beispiele wie möglich werden systematisch aufgelistet. Die Ergebnisse werden chronologisch in einer Tabelle eingetragen, um zeitliche und regionale Phänomene zu bestimmen. Darüber hinaus werden Textilanalysen durchgeführt. Die kostbaren gemusterten Seidengeweben, die als Vorhänge verwendet werden, werden sowohl mit gemalten Textilornamenten in Handschriften als auch mit Textilien im Kirchenraum, etwa in Form von Paramenten oder Reliquienhüllen, verglichen.
Danach werden weitere Funktionen der Vorhänge neben ihrer Schutzfunktion ermittelt. Vorhänge über Bildern sind nicht nur aus Handschriften bekannt, sondern auch aus anderen Gattungen der bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart. Beispielsweise überliefert Plinius durch den Vorhang Parrhasius’ Kunstfertigkeit oder kommen Bildervorhänge in der Malerei des Mittelalters und der Frühneuzeit, insbesondere in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, häufig vor. Hierbei wird epochenübergreifend analysiert, indem der Vergleich der Vorhänge zwischen Antike, Mittelalter und Frühneuzeit sowie zwischen sakralen und profanen Darstellungen oder zwischen realen und gemalten Vorhängen erfolgt.
Anschließend werden die Vorhänge in sakralen Handschriften, ihr religiöser Sinn und ihre Handlung, primär im Kontext von Ver- und Enthüllen (Verbergen und Zeigen / Schließen und Öffnen), untersucht. Dabei werden die Verwendungen im liturgischen Raum und bei privaten Andachtspraktiken separat betrachtet.
Das Dissertationsprojekt wird verdeutlichen, welche Bedeutung, Funktion und Wirkung die Vorhänge auf mittelalterlichen Handschriften haben. Obwohl der Forschungsgegenstand eine seltene Gattung zum Thema hat, beschränkt sich die Untersuchung nicht nur auf die Manuskriptforschung oder kunsthistorische Forschung, sondern es werden neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen Buchkultur erlangt. Dieses Dissertationsprojekt ordnet sich in einen epochenübergreifenden internationalen Forschungskontext ein.