David Hobelleitner

Fachbereich Kunstgeschichte
Hauptbetreuerin Univ. Prof. Dr. Renate Prochno-Schinkel
Nebenbetreuer Univ. Prof. Dr. Dietmar Winkler
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Thema der Dissertation Heilige in der Heiligen Stadt. Römische Bildprogramme zur Zeit der Kirchenreform (11. Jahrhundert) 
Abstract Rom ist wie keine andere Stadt geprägt durch das Nebeneinander von Alt und Neu, durch die Überlagerung und Durchdringung verschiedener Zeitschichten. Das kontinuierliche Wechselspiel von Traditionsbildung, Erneuerung und Aktualisierung der eigenen ‚romanitas‘, auch im Sinne einer Selbstvergewisserung, zeigt sich nicht zuletzt in einem intensiven Kult um Heilige. Im Rahmen des Dissertationsprojekts soll anhand von Fallbeispielen untersucht werden, welchen Heiligen im Rom des Mittelalters besondere Verehrung zu Teil wurde und wie sich dies in den Bildprogrammen niedergeschlagen hat. Die Studie nimmt dabei Bildwerke aus der Zeit zwischen der Mitte des 11. Jahrhunderts bis hin zur Mitte des 12. Jahrhunderts in den Blick; ein Zeitraum, der stark durch die oftmals nach Papst Gregor VII. benannten kirchlichen Reformen geprägt ist und für Rom mit tiefgreifenden Umwälzungen und Veränderungen einhergeht. Die Arbeit soll einen Beitrag zum besseren Verständnis der historischen und politischen Rahmenbedingungen leisten, welche das Entstehen von neuen bzw. das Wiederbeleben von älteren Heiligenkulten mitbestimmten. In Bezug auf die Bildprogramme richtet sich der Blick dabei weniger auf die in der kunsthistorischen Forschung vielfach bereits diskutierten Fragen von stilistischer Einordnung und Datierung, sondern fokussiert auf die Intentionen und Beweggründe bei der Auswahl jener Heiligen, die beispielsweise zur Untermauerung päpstlich-kurialer Ansprüche herangezogen oder aus ‚privaten‘ Interessen gefördert wurden. Den Initiatoren der entsprechenden Bildprogramme gilt dabei besonderes Augenmerk: Neben hohe kirchliche Würdenträger wie Päpste, Kardinäle, Bischöfe und Äbte, traten im Hochmittelalter zunehmend wohlhabende Laien als Stifter von religiösen Bildwerken hinzu. Zu fragen gilt u.a., welchen Heiligen in Rom zur Zeit der Reformen im 11. Jahrhundert besondere Verehrung zu Teil wurde: Handelte es sich um kontinuierliche Verehrungspraktiken, um Reinszenierungen römischer Märtyrerinnen und Märtyrer bzw. Bekennerinnen und Bekenner, die bereits auf eine gewisse lokale Kulttradition zurückblickten, oder wurden nichtrömische Heilige für die Stadt in Anspruch genommen? Zu welchem Zweck geschah diese ‚Vereinnahmung‘ und welche Ziele und Erwartungen waren damit auf Seiten der jeweiligen Akteure verknüpft? Inwiefern konnten die zum Teil monumental angelegten Bildprogramme dazu beitragen, (kuriale) Ansprüche und Intentionen ins Bild zu transferieren? Lässt sich die Förderung eines bestimmten Heiligenkults auf konkrete (kirchen-)politische Ereignisse zurückführen? Grundsätzlich gilt es dabei zu klären, wie man im Zeitraum der Untersuchung überhaupt in den Rang der Heiligkeit aufsteigen konnte: Das Papsttum griff ab dem 10. Jahrhundert zunehmend in die Heiligenverehrung ein und beanspruchte in weiterer Folge ein Vorrecht auf Kanonisierungen. Welche Auswirkungen hatte dieser Formalisierungsprozess – von Heiligkeit per viam cultus hin zur Kanonisation als päpstliches Privileg – wer waren dabei die Protagonisten, und welche Umstände trugen zu dieser Entwicklung bei?