The Rector’s Column: #zukunftsichern

Rectors Column, Folge 14 | 26.09.2022

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 
liebe Kolleginnen und Kollegen, 
liebe Studierende,

die Folgen der massiven Kostensteigerungen machen auch vor den Universitäten nicht halt. Grob geschätzt fehlen den österreichischen Universitäten über die aktuell laufende Budgetperiode 2022 bis 2024 mittlerweile etwa 1,2 Milliarden Euro – ohne Garantie, dass dieser Fehlbetrag nicht noch weiter steigen kann. „Ein enormer Betrag, den wir selbst durch die größten Anstrengungen nicht kompensieren können“, so die Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) Sabine Seidler.

Zum Zeitpunkt unserer Budgetverhandlungen mit dem Ministerium im Oktober 2021 waren die Ausmaße der Teuerung – leider oder Gott sei Dank sei dahingestellt – noch nicht absehbar. Die damals in die Budgets eingepreisten Inflationssteigerungen lagen bei etwa 2-3 % jährlich – die aktuellen Preissteigerungen in allen Bereichen aber auch die absehbaren Erhöhungen der Personalkosten können mit dem damals für die Jahre 2022 bis 2024 verhandelten Budget nicht annähernd gedeckt werden. Alle Universitäten verlangen daher nun gemeinsam, dass ihnen zumindest die de facto entstehenden, tatsächlichen Mehrkosten voll abgegolten werden, damit die Leistungen der Universitäten nicht zurückgefahren werden müssen.

Auf die wesentlich betroffenen Bereiche Energie und Personal möchte ich im Folgenden kurz eingehen:

In Bezug auf die Energiekosten wird häufig gefordert, dass durch das Absenken von Temperaturen in Innenräumen aber auch durch verstärktes Home Office und Distance Learning die Ausgaben gering gehalten werden sollen. Jedoch: Für die Erfüllung der Kernaufgaben von Universitäten in Lehre und Forschung ist ein Zusammenkommen von Menschen, von Studierenden und Lehrenden, unabdingbar, um sich – persönlich – austauschen zu können. Dies ist nach den pandemiebedingten Einschränkungen der Vorjahre heute wichtiger denn je. Auch wenn die Strom- und Gaspreiszähler heiß laufen – ein „Energie-Lockdown“, nur um Kosten zu sparen, wäre kontraproduktiv und würde nicht nur die Universitäten als Forschungseinrichtungen, sondern vor allem die Studierenden in ihrem Bildungs-, aber auch biographischem Weg massiv zurückwerfen. Schon heute sind die Defizite der Corona-Jahre in einigen Disziplinen kaum aufzuholen. Hier lassen wir unsere Studierenden nicht allein – unter allen Umständen muss dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass es ausreicht, das Studium virtuell zu absolvieren. Das mag in Einzelfällen in fortgeschrittenen Semestern ein gangbarer Weg sein und wir haben ja auch aus der Corona-Krise gelernt, dass auch in Zukunft bestimmte Veranstaltungen online durchgeführt werden können. Allerdings müssen wir insbesondere die „Erstis“ verstärkt „an die Hand nehmen“ und sie gut auf dem Weg begleiten – und dies kann gerade am Beginn des Studiums kaum von zu Hause aus erfolgen.

Auch ein Sparen bei den Personalkosten – zweifelsohne der größte Anteil des Budgets – ist nicht zielführend. Universitäten leben davon, dass sie die klügsten Köpfe rekrutieren und an sich binden. Wenn wir nicht die besten Rahmenbedingungen für unsere Beschäftigten – im wissenschaftlichen und im wissenschaftsunterstützenden Bereich gleichermaßen – bieten, schlimmstenfalls sogar einen Aufnahmestopp verhängen oder bestehendes Personal nicht weiterbeschäftigen, drohen uns mittel- bis langfristig Disruptionen, die nicht so einfach zu beheben sind. Universitäten können nicht – wie dies beispielsweise in einigen Wirtschaftszweigen möglich ist – herunter- und wieder hochgefahren werden. Wenn bestimmte (Wissens-)Felder eine gewisse Zeit nicht bestellt werden, müssen sie erst wieder mühsam urbar gemacht werden, bevor sie Früchte in Form von Antworten auf gesellschaftlich relevante Fragestellungen tragen können.

Teurer als jede Energierechnung käme es den Wirtschafts- und Innovationsstandort Österreich zu stehen, wenn die Universitäten angesichts der Inflation bankrottgespart werden. Budgetbedingte Kürzungen ziehen unweigerlich irreparable Schäden nach sich. Was in den letzten Jahren in zukunftsträchtige Strukturen und Wachstumsbereiche investiert worden ist, wäre dadurch akut gefährdet. Auch wir an der PLUS werden im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag zur Einsparung von Kosten und zum sparsamen Umgang mit Ressourcen leisten – genau dies entspricht ja auch unserer Verantwortung und gesellschaftlichen Vorbildfunktion. Allerdings können die Mehrkosten nicht kompensiert werden, wenn wir keine Unterstützung erhalten. Daher appelliere ich an die politischen Verantwortungsträger, die Mehreinnahmen durch die Inflation auch an die Universitäten weiter zu verteilen – damit die Universitäten auch weiterhin ihre volle Leistung bringen können. Ich werde mich mit meiner ganzen Kraft dafür einsetzen, dass wir als PLUS uns heute und auch in der Zukunft weiterentwickeln und wachsen werden.

Mit besten Grüßen,

Ihr Rektor
Hendrik Lehnert